Schnittmuster Strelitzen

Aufgrunde mehrerer Wünsche, hier mein Strelitzenrock-Schnittmuster. Die Endoptik entspricht dem Strelitzenbild, ob genaue Details historisch korrekt sind – keine Ahnung.
1:1 passt der Rock mir selber, die Schulter-Hüfte-Distanz beträgt 56cm, der Bauch/Brustumfang 110cm, die Armlänge 60cm. (Die Ärmellänge hingegen 75cm). Die Schultern sind gegen aussen schief, 2cm. Es hat ein Viereck unter jedem Arm, 11x11cm. Ich habe bei meinem Muster auf das annähen der Gehren des Rockes verzichtet und sie direkt angeschnitten.

Hier nochmals alle Eckdaten:
Gesamtlänge: Stoffbahnbreite, 150cm
Armlänge: 60cm
Ärmellänge: 75cm
Kragenausschnitt hinten: 2cm Versatz
Ausschnitt vorne: 7cm
Schulterschräge: vom Hals bis zum Ärmelansatz: 2cm
Viereck unter dem Ärmel: 11x11cm
Schräge (hellblau) des Armes: Von eigenem Schulteransatz bis zur Brustbreite
Stoffbedarf: 240cm sind knapp ausreichend, 250 würd ich kaufen.

Strelitzenrock (png/Bild) und Strelitzenrock als dxf-File. (rechtsklick/Speicher unter)

Viel Spass damit. Vergesst nicht, dass die Verschlüsse vorne, die Querstreifen, das Ganze erst von einer zu langen Cotehardie abheben.

Spielbericht “Geschichten aus Dascon”

Wir spielen die erste Etappe einer Pilgerreise, der Weg führt zum letzten Stück des Gebetsteppich des heiligen Victorius. Die Reisenden treffen sich an der ersten Pilgerstation des Weges und ziehen am Samstag Morgen als Gruppe auf die beschwerliche Pilgerreise. Das Hauptaugenmerk der Reise liegt bei der Wanderung selbst und was man dabei im Alltag erleben kann. Gerichtet ist das Con an bodenständige Charaktere.

Kazimir Andrejewitsch Wodirieskoff
Nach meinem Epic-Empires-Flash habe ich zeitnah rumgeschaut, wo ich noch als Ceride rumrennen kann. Bzw, als Kazimir Andrejewitsch Wodirieskoff. Als Knecht vom Herr von Gent bin ich natürlich ein wenig an den Herrn gebunden – kann aber auch in Absprache was machen. So ging der Knecht Kazimir mit zwanzig Pfennigen und dem Segen seines Herrn nach Dascon. Auf dem “Teppichweg”, welcher durch Dascon zum Teppich des heiligen Victorius führt, hat Kazimir eine erste Etappe zurückgelegt.

Das Spiel an und für sich zeichnete sich nicht durch Highlights aus. Auch nicht durch übermässige Props, Plot oder schrecklichen Feinden. Aber durch das durchgehend hohe “In-Time-Gefühl”, dass man sich wirklich in einem Fantasykönigreich befindet. Viele Details waren nicht auszumachen, aber gerade die Wegweiser “Teppichweg” und die alte Mühle in der die Pilger Mittagspause hatten haben es für mich enorm schön gemacht. Spielstützend, wenn auch etwas offensichtlich platziert war Väterchen Ludwig, der Viktorianer (Ein Pfaff’). Mit dem Auftrag, die Schreine auf der ersten Wegstrecke instandzusetzen hat er dieselbe Wegstrecke wie die Spielerschaft. Der erste Schrein, den wir als Spieler sahen, war auch schon kaputt… und Väterchen Ludwig hatte kein Werkzeug mit. Er hat sich allerdings schnell gefangen, der Schreinergeselle Max hat eine Axt, und der Auftrag von Ludwig ist zu “Inventar machen” geworden. Schnell gelöst, passabel und brauchbar. Sägemühle in Dascon, Rhumforte

Das Wetter war durchzogen, aber zumindest meine Stiefel waren sauber eingefettet und brauchbar. Ich habe also keine nassen Füsse bekommen, und dank einem paar Beinlinge drin war es auch warm. Gegen Schluss zog sich die Tagesetappe doch, und die Pilgerstation/Taverne in Sichtweite war ein echt angenehmes Gefühl. Nach einer unglaublichen Taverne am Samstagabend – “Zum alten Borodin” – mitsamt Exilwolkowen und einem nationalistischen-wolkowischen Liederabend kam am Sonntagmorgen dann die Schelte vom Pfaffen. (Ein gutes Zeichen ist, dass ich mich betroffen gefühlt habe – Emotionen im Liverollenspiel kann man bei mir nicht so schnell wecken.) Errinert hat die Schelte an Berichte aus dem SpäMi, was die bürgerlichen Aufsteiger alles anstellen, gegen welche alle Verbote sie verstossen, ein Stück weit auch an einen beliebigen Prediger, der seinen Schäfchen zum rechten Weg helfen will. Gefallen hat es aber allemal, auch wenn es natürlich im Spiel keinesfalls Lob war. An- und abschliessend zum Spiel wurde dann die geliebte, hochgehaltene, kurze und keinesfalls mühsam-lange Heiligenlitanei doch noch gesungen.

Fazit: Ein kleines Spiel für lyrische Ceriden und dergleichen. Preislich hervorragend, Verpflegung in Ordnung, Spieldichte mit den Mitspielern überwältigend. Da gehe ich gerne wieder hin.

Spielbericht: “Du, ich und der Bunker”

Ausschreibung im larpkalender.ch:

Eurer Charakter ist Teil einer Gruppe von 8 Leuten die von einem zwielichtigen aber reichen Auftraggeber angeheuert wurde ein Artefakt im Sperrgebiet Frankreich zu finden. Ihr wisst nicht genau was euer Auftraggeber für einen Platz in der Hierarchie einnimmt oder was es mit dem Artefakt machen will aber der grosszügige Vorschuss hat euch die meisten Fragen vergessen lassen. Nun seit Ihr bereits seit einigen
Tagen unterwegs und Ihr befindet euch im Wald wo Ihr das Artefakt vermutet.
Informationen zum Artefakt: Laut den begrenzten Informationen des Auftraggebers handelt es sich bei dem Artefakt um ein Tischtennis- bis Fussball grosses Objekt. Gemäss den bisherigen Funden geht man davon aus, dass es radioaktiv Strahl aber sonst ungiftig ist. Das Gewicht sollte relativ klein sein und somit kann das Artefakt auch von einer einzigen Person getragen werden. Wie sehr diese Informationen der Wahrheit entsprechen lässt sich aber erst feststellen wenn ihr es findet.

Wie Ihr seht ist es nicht ein direkter Nachfolger sondern eine gänzlich eigene Story – aber ich finde Sie besser Es wird ein Endzeit-Spiel sein und kein Cyberpunk. Wir spielen also nach dem “Weltuntergang”. Es wird Aktion sowie viel Rätsel und Plot geben und wie für mich typisch mehr NSC’s als Spieler.
Das Spiel findet am Samstag den 03.09.2011 am Nachmittag statt und dauert bis in die Nacht (wir rechnen mit etwa 4 Stunden Spielzeit – also relativ kurz!). Danach gibt es noch gemütliches beisammensein oder Party entweder drinnen oder im nahen Wald. Dementsprechend wird es auch möglich sein dort zu übernachten und erst am Sonntag dem 04.09.2011 wieder abzureisen.

Organisierend war Nevalor, der sich seine Sporen damit endgültig verdient hat. Ich glaube, es gibt wenig, was er nicht umzusetzen schafft. (Bachgepolter (Als Mit-Organisator), Die Hochzeit als Zombiespiel…)

Spielablauf diesmal hat mich ein wenig an ein klassisches Abenteuer errinert. Runnertruppe/Party auf Queste. Daher Nevalor das Spiel noch einmal durchziehen will, nur einige wenige Infos hier: Dubioser Auftraggeber. Bots, Cyborgs. Hackerquesten. Russensöldner. Adrenalin. Geigerzähler. Nerfwaffen. Blutiges Gemetzel. Wiederholt. Ich ergänze den Beitrag um einen InTimespielbericht, sobald Nevalor seine zweite Runde gespielt hat.

Hier nur die Kritikpunkte: Abstimmung der Feuerkraft der NSCs gegenüber der SCs. Einigung auf eine Waffenart. (Nerf und Spielzeug mischen hat sich als unfunktionell herausgestellt). Props etwas sauberer ausgestalten.

Armeeloden grün, ausverkauft!

Guten Loden zu finden ist eines. Schönen Loden in der passenden Farbe zu finden ist noch eins. Und all das bezahlbar, das ist das andere. Alles zusammen liess mich ab und an nach Dulliken fahren. Dort, direkt am Bahnhof, ist “Dicks Armyshop, eine Quelle für Liverollenspieler. (Ledertaschen. Leintücher. Schuhwichse. Lederriemenchen für drei Franken das Stück. Und eben, Loden. Armeeloden, in einem dunklen tannengrün, wetterbeständig und angenehm zu tragen. Und das für 17 SFr / Meter.

Doch gestern war ich in ebendiesem Laden, und habe nachgefragt. Tatsache ist – es gibt keinen grünen Armeeloden mehr. Der wurde aus dem grauen Armeeloden hergestellt – gefärbt – und wird nicht mehr im Sortiment auftauchen. Der graue ist noch verfügbar, aber der grüne ist weg. Jammernd habe ich grau gekauft, aber trotz allem lässt sich der nicht einfärben. Ich habe die doppelte Menge an Farbe getestet, ich habe den Loden mit 90°C gefärbt, keine Chance. Es bleibt wiedermal nur der Gang nach Singen, in den Laden meines Vertrauens. Aber es ist zum heulen, der eine gute, tolle, superideale Stoff für den historisch angehauchten (oder wasserscheuen 😉 ) Liverollenspieler ist weg.

Rückblick vom Grossconsommer, dritter Teil

Drittes dieses Jahr: Epic Empires. Mein erstes Mal in Bexbach, als Knecht des Herrn Edwin von Gent. Gerüstet mit wolkowischem Akzent, einer schnell zurechtgelegten Hintergrundstory und einer Hellebarde. Ich wusste nicht so Recht auf was ich mich einlasse, da ich noch nie mit dem Gent zusammengespielt habe. Auch das Pilgerlager, in welchem sich “mein” Ritter angesiedelt hat, war mir unbekannt. Was ich wusste, waren einige Details.

Dann im Pilgerlager war ich eher zurückhaltend. Mit wenig Ahnung vom Ceridentum und von der Lyrienkampagne schien es mir besser, vorsichtig zu sein. Wer mich kennt, weiss aber das Zurückhaltung nicht zu meinen routinierten Tugenden gehört. So habe ich mich dann doch reingestürzt. Das Pilgerlager hat, wie ich finde, viel von einem Ceriden-Ambiente-Heerlager gehabt. Schade, aber trotzdem waren einige rechte Highlights da:

Feldscher Laslo

– Laslos Lazarett. Direkt neben dem Eingang des Pilgerlagers gelegen. Laslo hat mich schon vor Jahren mit einer Operation in Faszination versetzt. (Scaltyr-Saga I).
Mittlerweile stelle ich fest: Laslo (also, der Charakter) wirkt auf mich wie ein Handwerker. Er kennt seine Arbeit, und weiss dass sie dem Verwundeten hilft. Allfällige Schmerzen, die der Patient erleidet, die wünscht er nicht. Er weiss aber, dass sie notwendig sind. Wenn ich so etwas innert einem Spiel herausspüren kann, ist das ganz grosses Kino.

– Die OT-Disziplin und der Vertrauensvorschuss im Pilgerlager. Da sind ~30 Spieler, die alle wegen ihrem Spass gekommen sind. Und im Kriegsfall stellen sie sich ohne zu murren in eine Schlachtreihe, wie auch immer sie verlangt ist. Im Schnitt sind die Pilger mit Helmen und Hellebarden ausgerüstet, die Formation heisst Geviert. Doch der Vorschuss an Vertrauen gegenüber dem Hauptmann, dem kommandierenden Spieler, ist gross. Wenn er diese Leute in einen Pfeilhagel führt, bleiben sie stehen – bis er es bemerkt. Wenn er “Vorwärts” sagt, werden die letzen drei marschieren.  Wenn er sich umdreht, und das Geviert aus der Flanke angegriffen wird – dann sterben Spiessknechte, ehe sie sich trauen, die Formation eigenmächtig umzudrehen.

Am Anfang einer grösseren Larpschlacht schon im Lazarett zu liegen kann Spass machen. Trotzdem macht es unbestreitbar ebensoviel Spass, Mitspieler mit Schaumstoffwaffen zu hauen. Daher bin ich erstaunt, wie selbstverständlich da ein Stück Spielspass in die Hände eins Mitspielers gelegt wird. Und es freut mich, dass dem so ist – Ich finde, Verantwortung beim Hauptmann schafft dort ein Stück weit Kompetenz.

 

Zu guter Letzt, was hat mir selber am meisten Spass gemacht? Der Tanz am St-Klara-Fest am Samstag. Aber das ich gerne tanze, ist kein Geheimnis. Das Duell in der Endschlacht, gegen einen helmlosen Rüstungsträger, der mit Schwert&Schild aufs Maul bekommen hat? (Von mir als einsamem Hellebardier). Es ist eigentlich der Moment, wo ich bei Laslo im Lazarett lag. Ich habe das erste Mal seit Jahren Spass an einer Verletzung gehabt. Noch weiss ich nicht, ob es die konventionelle Behandlung bei Laslo war. Ob es die Tatsache war, dass da absolut kein “Fun”-Faktor ins Spiel einfloss, kein “Sadismus” des Chirurgen spürbar war. Ob es einfach ein guter Tag von mir war. Aber auf jeden Fall hat es mich geistig bewegt, so dass ich “Heilerspiel” wieder als coolen und wichtigen Aspekt einfliessen lassen kann. Denn nachdem ich es jahrelang vermieden habe, freut es mich, dass eine Facette für mich wieder offen steht.

 

 

 

Rückblick vom Grossconsommer, zweiter Teil

Zweites dieses Jahr: Das Conquest of Mythodea. Dieses Jahr die Suche nach dem letzen Siegel. Ich war angemeldet, als Helfer der unermüdlichen, freundlichen, beinahe-alleskönnenden, wunderschönen, allersympathischsten Katharina Pfeilsticker, ihres Zeichens Händlerin. Also, Standhelfer, was mich eingebunden hat. Ein Abenteuerspiel wie das Conquest ist nicht von mir favorisiert, aber so war es mir scho’ Recht. Bewaffnet mit der P&A Handelscompagnie, Silberpfennigen, Teilhaberscheinen und einer handvoll Soleks.

Soleks, Männermodell
Konzept war die Soleks zu verkaufen, als Geschäftsführer der P&A Compagnie. Für ebendiese Gesellschaft Teilhaberscheine zu zeichnen, und am Samstag an einer “Teilhaberversammlung” Silberpfennige in die Welt zu werfen. Eigentlich ist das ganze eine Idee, wie man Geld verliert. Und wer unseren “Blödsinn” mitspielt, der bekommt Geld. Ein Teil der Zeit ging aber auch als Standhelfer drauf, ich habe mich nur selten wirklich dort wegbewegt. Daher war das stationäre Konzept toll.

Was mir aufgefallen ist, ist das die Stadt – soweit es den Bereich der Händler und nicht die “Vorstadt” betrifft, auf mich nicht mehr als Spielgelände gewirkt hat. Die Spieler, die sich in dem Bereich bewegt haben, schienen mir alle eher outtime zu sein. Auch ihr Verhalten und ihre Gespräche wirkten nicht spielbezogen. Ich habe mich eher in einer “Larp-Einkaufsmeile” gefühlt. Alles in allem war ich nur zweimal bewusst im Spiel, alles andere war eher nebenbei Dummschwätzen. Das CoM hatte mit der “Larp-Mit”-Aktion zwar einen guten Schritt gemacht. Aber gerade in der Stadt, mitsamt der räumlichen Trennung zur Vorstadt, kam für mich wenig davon ab. Mit den Castellani und den Gilden habe ich wenig zu tun gehabt, ich vermute damit hätte man noch etwas mehr erreichen können. Als Standhelfer fehlte mir einfach die Zeit. Augenschmaus diesmal waren die “Feinen Herren”, die Strassengang weiter die Strasse rein, optisch eher uncool war unser Nachbar, der tragende Parfümeur. Ich sag’ selten bis nie auf Cons direkt zu Leuten was zu ihrem Kostüm… aber so will ich niemanden bei uns sitzen sehen.

Eher interessant war die Anfrage des Filmteams, ob sie am Abend an unserem Esstisch drehen können. Auch wenn es am Schluss so war, das einer von uns (sprich, ich) zusammengeschlagen wird, und nicht wie angekündet der Besucher, fand ich es doch angenehm dass wir denen gut genug waren. Unser Gast, der “Hauptdarsteller der Aufnahmen”, der in voller Rüstung am Abend Glücksspiel betreiben kommt, hätte ich so auf Platz kaum angespielt. Und warum er praktisch sofort das Messer zieht, in einer Welt an einem Tisch voller ebenfalls bewaffneter Unbekannter, ist mir schleierhaft. Aber das Drehbuch lässt ihn davonkommen, der Dreh war angenehm gemacht und allfällige Unklarheiten sind nicht mein Punkt.

Ein Gang aufs Schlachtfeld war ebenfalls mal angesagt, mein einziger längerer Aufenthalt ausserhalb der Stadt. Kein einziger sichtbarer Spiesshaufen, mit Ausnahme der Untoten. Scheints zieht es Leute, die sowas schätzen nicht mehr aufs Conquest. Auch sonst, ich habe wenig Schönes gesehen – mit Ausnahme der optisch wie immer zusammenpassenden Männer des Grossen Heers. Pro Themenlager!

Hinterlassen hat das Ganze einen schalen Nachgeschmack. Zu weit weg um sich Aufwand zu machen, aber als Helfer zum zugucken lustig. Es war wie dieses Bild vom Drachenfuerst: Einzelne Lichtblicke in einem grauen Meer.

Rückblick vom Grossconsommer, erster Teil

Erstes dieses Jahr: Das Drachenfest. Dieses Jahr als 10-Jahres-Jubiläum. Ich war angemeldet im “Lager der freien Kriegsknechte”, auch als “Landsknechtslager” bekannt. Charakter “Jaques Hammenbruch”, bewaffnet mit einem Schweizerdegen und vor allem der Querflöte.

Das Drachenfest an sich war völlig in Ordnung. Ich war nie auf einem verschmutzen Klo (Ich nahm die Dixies, rund fünfzig Meter vor den Wagen, da ging sonst keine Sau hin…), ich hatte immer mehr oder weniger warmes Wasser beim Duschen. Das Bier war erschwinglich und die Mitspieler – sofern angetroffen – freundlich oder aktiv spielend. Wie immer an den Grosscons, kreuz und quer war alles vermischt, von revolutionären Franzosen…

Revolutionäre Franzosen

…bis hin zu pharaonenhaften Gestalten. Mir passt das so, ich mag diese Durchmischung bei so vielen Spielern (Auf kleineren Spielen sieht das ganz anders aus). Die übliche Mischung aus Imitatkatzen und Dreispitzträgern. Durch die enge Einschränkung des Landsknechtslagers hatten wir eine sehr homogene Ausstattung, Saltzknechte, Pixners und Drakenhof 3 in klassischer Landsknechtsmanier, dazu Talhoffers Tross. Letzere im Vergleich zum Vorjahr bunter, farbiger und geschlitzer. Sah hübsch aus, die ganze Kolonne. Etwas stiefmütterlich behandelt schienen mir die Janitscharen, wobei diese sich auch optisch stark abheben.

Alles in allem hat es Spass gemacht, mit den Leuten um mich herum. Auf jeden Fall fahre ich da nochmals hin.

Das prägendste, tollste Erlebnis was ich jedoch hatte, war die Andacht für Korporal Schneckler. Ich erzähle die Geschichte kurz: 2010, eine Schnecke kriecht auf einer Handfeuerwaffe des Drakenhof drei herum. Die Knechte basteln ihr ein Barett und nennen sie “Korporal Hans Schneckler”. Im Laufe der Veranstaltung tritt jemand ausversehen auf das Tierchen. Auf verschlungenen Pfaden erreicht diese tragische Botschaft denjenigen, der die Grabsteine für den Friedhof auf dem Drachenfest herstellt. Im Laufe des Jahres gedenkt das Drakenhof 3 Schneckler, und eine Hintergrundgeschichte entsteht. Und auf dem DF 2011 steht da dieser Grabstein. Herzerweichend. Die Andacht dort, die mehr als 20 Spieler – mit einer Ausnahme junge Männer – beinahe zum Weinen brachte, mit einem Trauermarsch, einer Rede, schniefenden Landsknechten… das erste Mal seit Jahren hat mich an einem Liverollenspiel wiedermal etwas berührt. Emotionales Spiel ist nicht meine Stärke, und umso erschreckter war ich. Doch gerade die Absurdität der Szene – Trauer um ein Weichtierchen – hat mir gezeigt, dass ich es doch hinkriege. Wenn Umgebung und Anlass stimmen, dann entwickelt mein Charakter eben doch Gefühle, die sich klar über die Spieleremotionen legen.

Andacht für Kp Hans Schneckler
Andacht für Kp. Hans Schneckler