“Ich-will-auf-Karos-Con” – Basteln

Ich habe soeben festgestellt: Vom 16. – 18. März findet das Reenlarpment “Für Sold und Leben” statt. Das ist ganz in Ordnung, denn ganz in meinem Sinn sind so eng gestrickte Vorgaben in einem Liverollenspiel gut. Aber diesmal bin ich im Dilemma. Denn vor nicht allzulanger Zeit habe ich Karo, die Organisatorin, im Chat des larper.ning gefragt, ob noch Platz sei. Mein bekannter Agent, der J.H.M., hatte mich allerdings bereits angemeldet. Und den Flug gebucht, ebenso die Mitfahrgelegenheit und dergleichen. Sogar an die Rückreise dachte er! Für mich aber fiel das Spiel danach ein Stück weit aus der Gedankenwelt, ich habe mich ja auch vorher nie selber “gemeldet”, sozusagen.

Und jetzt stelle ich fest – es ist März, und in zweieinhalb Wochen findet das Spiel statt. Und meine Ausrüstung ist… gleich null. Es fehlen mir folgende Dinge:

– Unterwäsche
– Schuhe
– Wams
– Hose
– Strümpfe
– Zinngussform 18.2mm, deutsches – nicht schwedisches – Kaliber
– Hut
– Geschirr (Danke Karo! Keine Keramik und kein Glas, es kann also knüppelhart werden!)

Alles in allem – Furchtbar. Ich habe soeben angefangen, mir etwas zusammenzustellen. Fortschritte werde ich veröffentlichen. Derzeit mache ich eine “Hose im Alatriste-Stil“, nach einer Anleitung von 2Heinz. (Was kann der 2Heinz eigentlich nicht?)

Larp ist auf Con!

Im Umfeld der Cendarakampagne ist ab und an der Vorwurf entstanden, dass zuwenig Hintergrund definiert sei. Das Problem wird von Ecthelias ganz gut zusammengefasst: Entweder etwas wird definiert, dann eckt wer an (Weil er lieber ne eigene Sache durchziehen will). Definiert man nichts, dann wird bejammert, das man keine Grundlage habe.

An der Stelle ein Einwurf von mir, der die meisten Hintergrundschreiber betrifft: Es ist mir schnurzegal, wie alt die Religion ist, wie die Kloster- oder Priesterstrukturen sind. Es ist mir egal, ob “die meisten Einwohner” Bauern sind. Es ist mir komplett egal, was die Gründe und Ursprünge für das Land/die Nation waren. Denn wie es der Titel schon sagt: “Larp ist auf Con“. Es gibt Leute, die sollten endlich lernen, dass die ausgefeilten Hintergründe niemandem nutzen. Dass fantasievolle Geschichten unerzählt auf Homepages nichts verbessern. Am Spiel selber sind andere Details viel wichtiger, z.B. dass Charaktere im ersten Eindruck zeigen, was sie sind. Ein Con dauert häufigst nur vom Freitag bis zum Sonntag, zuwenig Zeit, um das Wissen über Exportgüter des Nachbarlandes einfliessen zu lassen. Wie die eigene Religion gegenüber Bettlern eingestellt ist, und wie man sich ihnen gegenüber verhält ist wesentlich spielfördernder. Wenn die “Mehrheit der Leute im Land Bauern sind”, dann sollte das auch auf Con eine Rolle spielen, wenn schon nicht die Mehrheit Bauer spielt – sonst nutzt die Information alleine dem Ego derer, die sie schreiben. Wenn der Hauptexport der Region Erz ist – dann nützt das niemandem, wenn der Plot ja wichtiger ist.

Ich will nicht sagen, dass alles offenlassen klüger ist. Aber Aktionen, welche am Spiel getätigt werden, sind sinnvoller als Hintergrund, der unsichtbar bleibt. Investiert die Zeit besser in die Umsetzung einiger täglicher Abläufe und Verhaltensweisen, meinetwegen auch in thematisch geordnete Kleiderkulturen. Da kann sie nämlich jeder sichtbar benutzen, der sich der Sache anschliessen will. Und wer eine ausgeklügelte Magietheorie, wie sie im Lande funktioniert, auf der Festplatte hat – vielleicht auch nur, weil sie noch unklar ist – der kann sich nicht darüber aufregen, wenn am Spiel dann anderst gezaubert wird. Auf Con wird nämlich auch definiert, nicht nur umgesetzt.

Ein Herz für Spitze!

Unter mysteriösen Umständen entstand das Projekt. Es hat nichts mit mir, noch weniger mit dem .ning oder gar mit dem Chat-aus-dem-Ning zu tun.

Immer mal wieder sieht man auf Spielen Frauen in Männerkleidung. (In dem Kontext: In Kleidungsstücken, die belegbar grösstenteils von Männern getragen wurden.) (Keine Frauen-Gugel-Diskussion jetzt!). Das passt in vielen Szenarien gut, und ergibt auch oft ein brauchbares Bild, wie hier als spontanes Beispiel zu sehen. Oder auch die da. Kotte, Beinlinge, Bruche.

Tunika
Frau in Tunika

Doch auch da fiel auf, dass Fantasy eigentlich mehr Optionen bietet als eine reine Übernahme. Und so kam die Idee auf, das man als Frau anstelle der Bruche durchaus auch “etwas Hübscheres” anziehen könnte. Und zwar könnte die Bruche ersetzt werden, durch “Bloomers”. Den Funktionszweck einer Bruche erfüllt sowas immer noch – oberhalb der Beinlinge den Schritt nicht völlig unbedeckt lassen, eine waschbare in-time-taugliche Unterhose zu haben und allenfalls werden die Beinlinge auch an der Bruche befestigt (Ich selber mache das z.B. so.)

Obwohl ich selber eher dieses Modell bevorzugen würde, ist mir klar dass es sich schlussendlich um eine Bruche mit Spitze handeln wird. In etwa sowas. Die Spitze ist natürlich nur sichtbar, wenn frau die Beinlinge nach unten gerollt trägt. Oder das Kleid schürzt. Oder sonstwie wenig anhat. Nur nutzen die schönsten und besten Kleidungsstücke nichts – wenn man auf Con nicht damit angeben kann. Deshalb habe ich mich selbstlos verpflichtet, ein Zinnabzeichen zu machen. Eine “Herz mit Spitze”, welches man sich demnächst – also auf Saison 2012 ersteinmal bei mir selber abholen kann. Natürlich nur gegen Nachweis, dass man auch eine spitzenbesetzte Bruche trägt. Auch bei AnneM oder Darana wird das möglich sein. So kann ein jede Frau sich das Abzeichen sichtbar anstecken und zeigen, dass sie “Ein Herz für Spitze” hat.

Dazu gilt:
– Es sei jedwedem Mann verboten, Anzügliches zu denken, wenn er so ein Abzeichen bei einer Frau sieht!
– Es sei jeder Frau möglich, ein Abzeichen zu bekommen. Auf Con zeigen, dass man es braucht – und von oben Erwähnten ein Abzeichen erhalten. Im Zweifelsfall eine Zweitmeinung, zum Beispiel die eines Mannes einholen
– Es ist äusserst unhöflich, das Abzeichen ohne Grund zu tragen. Und noch unhöflicher, nachzufragen.

Oh, und wie bekommt man sowas?
Natron&Soda haben natürlich was.
Coletterie hat auch was.
– Das Larpwiki hat ein Bruchenschnittmuster. Fehlt nur die Spitze.
– Ehe du meckerst – Google schon gefragt?

Bilder der noch zu erstellenden Abzeichen kommen, sobald ich sie habe. Wer schon Anmelden will, Kommentare sind offen.

Spielbericht: Ruf der Wildnis

Besser spät als nie…

Spiel von Luis und Maya, beides bekanntere Gesichter in der Schweiz. 14. – 16.10.2011, Ausschreibung im larpkalender.ch, wo auch weitere Bilder verlinkt sind. Kurzabriss der Ausschreibung:

IT-Infos:
In der letzten Ortschaft hast du von einem Boten interessante Kunde erhalten. Ein kleines Dorf an den Hängen des Weltengebirges wird von einem alten Übel heimgesucht. Vieh und vereinzelte Bewohner sind verschwunden. Die Dorfbewohner bitten nun um die Hilfe von Helden, um ihnen in diesen Stunden der Not zur Seite stehen.
Diesem Ruf folgend, bist du aufgebrochen um neue Heldentaten zu verbringen. Mögen Mut, Glück und die Götter dich unterstützen.

Im Vorfeld war ich eher skeptisch. Denn Anfangs waren die Anmeldungen für SC und NSC offen und danach nur für NSCs. Als jedoch diese Plätze gefüllt waren, war die Sperre für Spielercharaktere wieder weg. Ich war stark in Versuchung, mich als NSC ab- und als SC wieder anzumelden. Meiner Meinung nach war dieses Prozedere absolut unsinnig, denn eine Ausschreibung nicht genug NSC-Darstellende anlockt, sollte man sich eher mal über die eigene Aussenwirkung Gedanken machen. “Warum will niemand an einem von mir erstellten Anlass/Spiel eine Nichtspielerrolle übernehmen.

Als ich jedoch angefragt wurde als NSC, habe mich angemeldet. Und Plopp, war ich Dorfvorsteher.

Pjotr
Pjotr Hvreteskrap, Dorfvorsteher

Ist okay, besser als nutzlos rumsitzen, dachte ich mir. Als persönliches Manko habe ich mir eine Wunde aufschminken lassen – und damit versucht, am Freitagabend Heiler, Magier und dergleichen anzulocken. (Was geklappt hat). Das Spiel selber war nicht schlecht, allerdings fand ich, dass zuviel vom Ambiente/Hintergrund einfach den Dorfbewohnern/Barbaren überlassen wurde. Naraka bei den Barbaren hat sich ordentlich reingehängt.
Dazu kam, dass ich vermutete habe dass die Dorfbewohner nach Eröffnung des Plots (“Blablabla, wir werden überfallen und sind zu dumm&schwach um uns zu wehren, Bla”) nutzlos werden. Leider habe ich Recht behalten, und so waren die Highlights eher dünn gesät. Bis ans Spielende wurden uns NSCs weder mitgeteilt, wo unsere verschollenen Mitdorfbewohner sind, noch irgendetwas abgesprochen, gefragt oder hinterfragt. (Beispielsweise, ob wir Magische Tore zur Zwischenwelt im Wald wollen – “oh, zu spät, damit werdet ihr schon klarkommen”.)

Eigentlich hätte ich es besser wissen sollen. Es war ein Stück weit generisch, und etwas undurchdacht. Auf jedem Fall weder innovativ noch herausragend spassig. Auch das Heilritual mit “Der Nächste” hat die Stimmung nicht gehoben – nur der Kürbis als Hausgeist, der hat mich beeindruckt. Was aber vorrangig am Spieler lag, nicht an seiner Rolle. (Das Heilritual war wirklich so! Ja, SO! Mit “Der Nächste!” Despektierlich für den Chirurgen/Arzt, schade um den eh schon mauen Ruf der Magie)

Naja, vorbei ist vorbei. Die Anreisekosten der Seilbahn waren auch nicht ohne, aber das is halt so…

Was lerne ich da? Mich nicht breitschlagen lassen, wenn ich keine Lust habe. Das ein Spiel auf den Fotos nachher besser aussehen kann, als es in der Errinerung war. Dass die eigenen NSC-Plätze attraktiv sein müssen, damit sie besetzt werden.

Und was denke ich sonst noch dabei? Durch die Cendara-Kampagne ist eigentlich ein gutes Stück gemeinsamer Hintergrund erschaffen worden. Doch bereits jetzt, nach wenigen Jahren, scheren die ersten Spieler/Orgas justement dieser Kampagne/Spielerschaft aus, und organsieren Spieler ausserhalb des Kaiserreiches. Schade, ich habe da auf mehr gehofft – auch bei den Spielern, welche munter in jedem Hintergrund mit denselben Charakteren rumspringen.

Wider der eingepackten Plastikflasche!

Schon auf meinem ersten Spiel war das eine Frage für mich. Nebst der irrigen Annahme, dass ich, wenn ich mehr als ne Stunde kein Wasser zur Verfügung habe, sofort sterben muss, spielen da andere Faktoren mit. Dieser Tage will ich einmal etwas ganz dolles anpreisen. Nicht die Trinkgefässe im larpwiki, keine “Wie-wickle-ich-Dinge-um-eine-Petflasch”, sondern eine brauchbare und kostengünstige Flasche. Sie erfüllt folgende Punkte: Altmodisches (=nicht modernes) Aussehen. Keine rein modernen Materialien. (wie Chromstahl). Tragkomfort&Gutes Fassungsvermögen, und stabil ist das Ding auch noch. Es handelt sich um eine “Tin Canteen” aus dem “Civil War”-Bereich.  Die Dinger gibts ab Preisen zu ~20$, und sie lassen sich bemalen oder in Stoff einpacken. Modelle mit aufgesetzer Flachmanntasche für Himbeerbrand wurden auch schon entdeckt.

Hier ein Beispielbild:

Tin Canteen

Und hier, zu guter letzt, einige Händler die sowas haben:
FC Sutler
Replica Guns
Jas Townsend – der wirklich auch in deine Stadt sendet.
Brigade Sutler
M&U Supply
Historische Marketenderei, Danke an JariM für den Link.

 

Und wer sich wirklich dafür interessiert: ISBN-13: 978-0557713851 / “The Civil War Canteen”, Fachliteratur.

Piratenprobleme

Ein frisch geentertes Schiff, welches durch sein Piratenproblem hoffentlich Vorteile zieht. Andere sehen das anders. Ich musste die letzen Jahre öfters Mal erwähnen, dass ich nicht zur Crew der Dorothée gehöre. Einfach durch die sonstige Nähe zu den dort mitspielenden Leuten entstand ab und an die Meinung, dass ich natürlich zur Spielergruppe der Dorothées gehöre.

Nicht falsch verstehen, ich spiele und bastle gerne mit diesen Spielern herum, und wenn ich mit einer Gruppe auf ein Spiel fahre, sind es meist ebendiese Spieler. Doch von der Dorothée-Marine-Geschichte nehme ich mich aus. Obgleich ich seit neuerer Zeit innerhalb der Lyrien – Kampagne im selben Hintergrund spiele, stören mich die maritimen Ausrüstungen und Verfahrensweisen immer mehr. Ich merke, dass ich auf Grosscons gerne fremde Lager besichtige – mit Ausnahme des Blauen und der Seefahrervorstadt. Dass ich auf Spielen auch mit Leuten spiele, deren Ausrüstung und Spielphilosophie nicht der meinen entspreche – es sei denn, sie tragen Dreispitz oder Pistolen.

Je länger ich spiele, desto mehr favorisiere ich homogenisierte Veranstaltungen. Ein Spiel in einem engen Setting macht mir mehr Spass, eins mit klaren Strukturen ebenfalls. Ich will wissen wo ich bin, wer der Chef ist, wessen Land ich durchwandere und warum ich das tue. Und mir gegenüber zeigen sich maritime Spielerschaften irgendwie immer von einer Seite, die nicht damit harmonisiert. Und als Beispiel direkt der blaue Drache am Drachenfest, er zeigt das in seiner ganzen Schärfe:

Der Blaue Drache steht für die Freiheit. Er schätzt Selbstbestimmung und wendet sich gegen jegliche Form von Konformität und Tyrannei.
(…)
Zweifellos wird es auch zum nächsten Fest der Drachen wieder laut erschallen: “Für die Freiheit! Für den Blauen! Für den Sieg!”

Die Freiheit wird in dem Zusammenhang zu oft als modernes Prinzip der Freiheit gesehen – eine Prise (welch ein Wortwitz!) Opportunismus, dazu ein anarchistisches Grunddenken, dass die eigene Freiheit über Allem zu stehen hat. Als Argument wird meistens der eigene Säbel verwendet. In meinen Augen passt diese Einstellung einfach nicht wirklich in ein Mittelalterfantasy – Konzept. Gerade dieses lebt ja unter anderem auch von einer fremden Welt, und für mich wird diese oft durch Spieler zerstört, deren Charaktere innerhalb des Spieles diese Freiheit demagogisch präsentieren. Dazu auch selber keine Autorität anerkennen, wenn sie nicht “Kapitän” ist. Wenn man sich selber keine Grenzen setzt, dann lässt man dadurch einen interessanten Punkt eines Rollenspieles einfach aussen vor, und allumfassende Freiheit kann eine selbstgesetzte Grenze kaum wirklich ersetzen.

In dem Sinne wünsche ich mir, dass sich Seefahrer und Piraten auf ihren Spielen austoben können. Bei so vielen Spielern, die Seefahrer spielen wollen, sollten sich doch genug für ‘n’ halbes Dutzend Orgas finden. Es sei denn, ich habe mit einer légèren Grundeinstellung recht – und die oftmals straff zu führende Orgatätigkeit ist nichts für diese Spielerschaft. Frage an die Welt: Kennt jemand eine dauerhaft tätige Seefahrer/JackSparrowige Orga?

Überlebenschancen

Noch befinden sich mehrere Artikel in der Warteschlaufe, weil ich mit Formulierung oder Gedankengang nicht zufrieden bin. Deshalb kurz dazwischengeworfen, ein Fundstück. Dank dem Zoshakan, der mit ebendieses zugesteckt hat.

Wie jetzt eine Studie des Lehrstuhls für Mittelalterliche Geschichte der Universität Erlangen-Nürnberg ergeben hat, würde der durchschnittliche Rollenspieler tatsächlich nur höchstens einen Tag überleben, sollte es ihn wirklich irgendwann einmal ins Mittelalter verschlagen.

Durchschnittrollenspieler, der Artikel zum lesen bei “Der Postillion”.