Erstes dieses Jahr: Das Drachenfest. Dieses Jahr als 10-Jahres-Jubiläum. Ich war angemeldet im “Lager der freien Kriegsknechte”, auch als “Landsknechtslager” bekannt. Charakter “Jaques Hammenbruch”, bewaffnet mit einem Schweizerdegen und vor allem der Querflöte.
Das Drachenfest an sich war völlig in Ordnung. Ich war nie auf einem verschmutzen Klo (Ich nahm die Dixies, rund fünfzig Meter vor den Wagen, da ging sonst keine Sau hin…), ich hatte immer mehr oder weniger warmes Wasser beim Duschen. Das Bier war erschwinglich und die Mitspieler – sofern angetroffen – freundlich oder aktiv spielend. Wie immer an den Grosscons, kreuz und quer war alles vermischt, von revolutionären Franzosen…
…bis hin zu pharaonenhaften Gestalten. Mir passt das so, ich mag diese Durchmischung bei so vielen Spielern (Auf kleineren Spielen sieht das ganz anders aus). Die übliche Mischung aus Imitatkatzen und Dreispitzträgern. Durch die enge Einschränkung des Landsknechtslagers hatten wir eine sehr homogene Ausstattung, Saltzknechte, Pixners und Drakenhof 3 in klassischer Landsknechtsmanier, dazu Talhoffers Tross. Letzere im Vergleich zum Vorjahr bunter, farbiger und geschlitzer. Sah hübsch aus, die ganze Kolonne. Etwas stiefmütterlich behandelt schienen mir die Janitscharen, wobei diese sich auch optisch stark abheben.
Alles in allem hat es Spass gemacht, mit den Leuten um mich herum. Auf jeden Fall fahre ich da nochmals hin.
Das prägendste, tollste Erlebnis was ich jedoch hatte, war die Andacht für Korporal Schneckler. Ich erzähle die Geschichte kurz: 2010, eine Schnecke kriecht auf einer Handfeuerwaffe des Drakenhof drei herum. Die Knechte basteln ihr ein Barett und nennen sie “Korporal Hans Schneckler”. Im Laufe der Veranstaltung tritt jemand ausversehen auf das Tierchen. Auf verschlungenen Pfaden erreicht diese tragische Botschaft denjenigen, der die Grabsteine für den Friedhof auf dem Drachenfest herstellt. Im Laufe des Jahres gedenkt das Drakenhof 3 Schneckler, und eine Hintergrundgeschichte entsteht. Und auf dem DF 2011 steht da dieser Grabstein. Herzerweichend. Die Andacht dort, die mehr als 20 Spieler – mit einer Ausnahme junge Männer – beinahe zum Weinen brachte, mit einem Trauermarsch, einer Rede, schniefenden Landsknechten… das erste Mal seit Jahren hat mich an einem Liverollenspiel wiedermal etwas berührt. Emotionales Spiel ist nicht meine Stärke, und umso erschreckter war ich. Doch gerade die Absurdität der Szene – Trauer um ein Weichtierchen – hat mir gezeigt, dass ich es doch hinkriege. Wenn Umgebung und Anlass stimmen, dann entwickelt mein Charakter eben doch Gefühle, die sich klar über die Spieleremotionen legen.