Du darfst hier nicht fotografieren!

Ja, in voller Absicht steht da nicht “Spiel”-Bericht. Denn dazu hätte ich spielen müssen.

August Roggensinger, Freiherr von Arx
August Roggensinger, Freiherr von Arx
Was mache ich denn da? Ich bin seit einigen Jahren als Standhelfer für Baculus auf dem Conquest. Ursprünglich als Scherenschleifer, zwischenzeitlich aber als IT-Händler und Geschäftsführer der P&A Handelscompagnie. Daher aber die Standhelfer-Option bedeutet, dass ich durchaus auch auf Abruf präsent sein muss, verlasse ich die Stadt selten für länger als eine Stunde. Im Vergleich zu sonst habe ich allerdings dieses Jahr kaum IT-Spiel betreiben können. In der Stadt wird einfach mehr geshoppt als gespielt. Dazu bin ich – im Histospack-Outfit – eher der Exot geworden, der optische Trend schien mir in Richtung Hippie-Style zu gehen. Alles in allem habe ich zwei Papiere gekauft (Meisterbrief und Adelsbrief (links), beide voll korrekt mit “Hier-Name-Einfügen”-Feld, das mir der Verkäufer ausgefüllt hat). Dazu biete ich zwei Erlebnisse:

Der Hahnenkampf der Zwirbelbärte
Eingeladen durch die Worte: “Es wird heute gegen 23 Uhr beim Turm keine Hahnenkämpfe geben“, und am Eingang mit “Da nichts stattfinden kann es auch nichts kosten” empfangen, habe ich mir die Hahnenkämpfe angesehen. Auf Knien, mit lächerlichen – tschuldigung – lustigen Masken, im Feinrippunterhemd, zwei Charaktere. IT wie OT eher mies verkleidet. Sehr trashig, sehr lustig, irgendwie dem Rest der Veranstaltung angepasst. Aber auch ein Grund für einen richtigen Facepalm. Würde ich aber jederzeit wieder angucken. Sowas sieht man nicht alle Tage. Spass garantiert!

Die Fototour auf’m Schlachtfeld
Du darfst hier nicht fotografieren!” hat niemand zu mir gesagt. Als ich allerdings mit meiner Kamera auf dem Schlachtfeld aufgetaucht bin, haben mich zwei Spielleitungen innert Sichtweite (rund ein Dutzend Schritte) nacheinander angesprochen. Freundlich, Höflich, aber auch mit einem Anliegen: Larp mit! Ich wurde gebeten – nicht angewiesen – die Kamera wegzupacken. Lieber mitzuspielen. Doch die Foto-CD zu kaufen. Zu achten, dass ich nicht aus dem Spielgeschehen falle. Na, dass kann ich wohl nicht ignorieren. (Ich wurde zwar angespielt mit der Kamera, aber nicht mehr/weniger als sonst. Also, nur von Bekannten.) Ich bin also, brav wie ich mich gebe, abgegangen. Und zur SL in der Stadt, nachfragen was das sollte. Auch dort war es höflich, freundlich und sehr ehrlich. Es ist wirklich die “Larp mit!”-Kampagne, der ich zum Opfer fiel. Alle Argumente noch einmal durchgekaut. Ich habe mich dort bedankt – schliesslich erhalte ich wie gewünscht Auskunft. Und auch – ehe da sich jemand entrüstet – das Argument des “Kaufens” noch einmal angesehen. Ich glaube nicht, dass mit der Foto-CD viel Geld verdient werden kann. Den Fünfer für die Bilder ist sie allemal wert. Schales Gefühl hinterlässt das Ganze doch. Denn, gopfetammi, warum muss eine Orga eigentlich ihre Spieler zum Mitspielen ermuntern? Da geht doch was anderes schief!

Endschlacht 2012
Endschlacht 2012

Es geht mir richtig auf den Sack, dass ich mich auf dem Conquest wie ‘n Kind fühle. “Mach das”, “Geh dieses”, “Iss das!”. Ich bin alt genug, um Ambiente ohne Hinweis zu sehen. Ich bin selbständig genug, um nicht schlecht aufzufallen. Ich brauche den Engel in weiss – aka Conquest-SL – nicht, damit “mit-gelarp-mit'” wird. Ich brauche bei einem miesen Mitspieler keine Jury. Und ich brauche kein von der Orga vermitteltes “Alles-Heile-Welt”-OT-Gefühl. Denn das kommt bei mir an, eine Bemutterung, Leitung und ein “All-incl-keine-Sorgen”-Gefühl.

Es hat Spass gemacht im Al Kabir, mit Jakob Pfeilsticker, mit Babette/Bändelberta – aber das liegt an denen, nicht an der Veranstaltung.

Fazit: Da fahre ich nicht mehr hin. Zwei Erlebnisse, die hängebleiben? Zwei?! Die rund 50€ Standhelferticket sind zuviel Geld für das, was ich rausziehen kann. Deshalb hier, ein letzes Mal, die Fotos vom CoM2012, mit dem passend zum “Spiel”-Bericht abgehandelten Sonderalbum: Fotografen. Jene, die OT-Kleider anhaben, sind wohl die vom Conqest-Team….

Spielbericht Drachenfest 2012

Landsknechtslager, auf ein Neues. Im dritten Jahr haben sich knapp hundert Leute versammelt, um als Themenlager “Landsknechte” auf dem Drachenfest ein Söldnerlager zu errichten. Ich selber war im Aufbauteam für Bänke/Tische zuständig, anschliessend als Pfeiffer für das korrekte Hantieren mit einem Schwegel zuständig. Alles mal der Reihe nach.

Aufbau: Wir haben ein grosses Aufbauteam gehabt, das mit dem nötigen Werkzeug (vor allem dank Hubert&Mladen) ausgerüstet war. Ab Samstag genügend bis zuviel Leute auf Platz, das Auslagern ging fix, und bis auf den Generator war das Werkzeug top. Etwas viel Handarbeit, aber es hat geklappt. Die Kupfernen waren freundlich genug, uns unsere Akkus aufladen zu lassen. Ich habe viel Hilfe bekommen – nebst viel sehr guttuendem Echo für die fertige Arbeit. Verpflegung war durch Siefkes Hilfe und der Familie Jaitner ihrer Hilfe ebenfalls gut. Auch der Schnitzellieferservice war recht cool. Wobei beim Schnitzel für mich scheinbar Quantität ebenfalls ein Qualitätsmerkmal ist. Weitere einzelne Arbeitsgruppen haben ein Podest als Lagermitte und die altbekannten Lauben aufgestellt.

Drachenfest – Anwesende: Landsknechtslager ist eine Mischung aus wenigen Spielergruppen. Talhoffers Tross und Drakenhof 3 sind die beiden grössten, Greifenpfälzisches Kriegsfähnlein, Saltzknechte, Pixners und das Pack die kleineren. Während einige Imperial nach Warhammer spielen, variert es bei den anderen zwischen Reenactment und Liverollenspiel, zwischen Phönix-Charte und Ceridentum. Eine brisante Mischung, da eine gemeinsame Teilmenge für ein Spiel zu finden nicht immer ganz einfach ist.

Das Konzept Landsknechtslager: Zwischen spielerisch Umsetzbar und historisch angelehnt. Das Lager hat einen Obristen, der mit seinen Hauptleuten das Lager gegen Aussen vertritt. Seine Aufgabe ist es, Aufträge auszuhandeln. Die restlichen Spieler sind fast durchgehend beim Obristen angestellt, er nimmt sie Anfangs Spiel in Dienst und bezahlt sie auch aus. (Bild: Wer durch das Joch geht, gilt als Mitglied des Lagers)

Spiel Mittowch – Freitag: Hauptaufhänger war das Söldnern, was aber – auch wegen des Wetters – nicht viel ausgemacht hat. Dazu unsere Palisadenbemalung. Nebst aller Kontroverse die wir intern im Nachhinein hatten/geklärt haben, hat sie uns doch Besuch von einigen Lagern beschert. Stein des Anstosses:Palisade Landsknechtslager Na, das hat nicht allen gepasst. Im Nachhinein hätte ich reagieren müssen, als ich den Silbernen Drachen sah. Zu spät, der Spass war da. Nicht unbedingt subtil, aber wenigstens wirksam. Dazu passend: Stimme des Herolds mit “Ketzerei oder Kunst”. Anschliessend kamen ein paar ungebetene Besucher, aber “Vom Barette schwankt die Feder” zeigt dem Landsknecht, wie man vorgehen muss. (“Schmeisst ihn raus / reines Haus / muss ein Landsknecht haben“) Es hat Spiel produziert, was gut war. Es war meiner Meinung nach zu obszön an der Palisade aussen… aber eine grosse Runde Entschuldigungen hat gewirkt.

Leider ist das dieses Jahr das einzige grössere Ereigniss, das mich spannend dünkte. Zwischendrinnen war unser Profoss aktiv, auch da gab es Spass. Einige Ausflüge zum MASH wegen eines psychologischen Problems haben mir selbst viel Spass gemacht. Der Psychologe (Eri?) hat allerdings die Arme vor der Brust gekreuzt, als ich am Samstag wieder erschien. Ob ich übertrieben habe? Er hat schliesslich bei der psychologischen Musterung “schwerer Sprachfehler” notiert. Weil ich reklamiert habe (und er es verstanden hat) wurde es auf “leicht” geändert. Ziel ist es ja, den wegzubekommen. Den Sprachfehler, nicht den Psychologen.

Richtig Spass gemacht hat allerdings des Balduin von Rattensteins Privatfehde mit den Orks. Es war kurz und heftig, aber die spannendste Schlacht die ich bestritten habe. Ein sogenannter Freikampf, bei dem die Regeln durch die Teilnehmer (Zwerge&Drakenhof3 vs Orks) abgesprochen wurden.

Gefecht gegen Orks
Dazu kam am Freitagabend eine Gedenkfeier zu Kp. Hans Schnecklers Ehren. Auf dem Friedhof wird da allerdings Nachts Musik aus der Dose gespielt. War eher ätzend, wie man da be-gruselt wurde. Auch war die Andacht im Vergleich zum letzen Jahr eher mau.

Jäckle im Glück
Jäckle im Glück
Endschlacht: Ernüchternd. Der Blaue hat das ganze LKL gekauft, und dafür auch mächtig Geld ausgelegt. Das System dahinter allerdings finde ich recht cool: Kriegsanleihen verkaufen, und allen Gewinn in einen Topf werfen. Dass auch die Landsknechte Anleihen kaufen, spricht allerdings nicht für die Cleverness der Spiesser und Hellebardier… Wir haben einen Topf voll Geld bekommen, was ausgeteilt wurde. Aber Spass hat die Endschlacht nicht unbedingt gemacht. Liegt zum Teil an mir – “Ein-Treffer-Umfall-Ideologie” ist nicht ideal, zum Teil aber auch an Schildwällen. Die lassen es undynamisch werden. Wie zu erwarten hat der Blaue dann auch das Drachenfest gewonnen. (Hätte ich gewettet, hätte ich gewonnen….). Es hat allerdings Spass gemacht, zusammengeflickt zu werden. Auch eine Bekanntschaft mit einem spanischen Spieler hat mir die Endschlacht beschert, etwas, dass ich nicht missen möchte. Und der feige Kapalopovicz, der sich hinter Lotte und Jaques versteckte war auch einen Lacher wert. Und das richtig geile Gefühl, als ich meinem Gegenüber mitten in der Schlacht über die Schulter blicke – und dahinter Einfalt und den Talhoffer Tross sehe… ich will es nicht missen. Das sind die kleinen Momente, die dem Spiel seinen Pfiff, seine Würze geben.

Organisation: Lagerplatz genügend, Absprachen im Vorfeld mit der Orga liefen gut, Dixie&Toilettenwagen in Reichweite. Dixies schienen sauber. Wasserentnahmestelle fünf Schritte hinter dem Schlafzelt. Tickets zeitig bekommen. Keine Beschwerden in Richtung Orga/Wyvern. Lagerintern lief es noch besser – Zeltplan stand, Bauplan stand und ich hatte das Gefühl, dass Aufgaben gut verteilt waren, dazu breit abgestützt. Die staunenden Blicke derjenigen, die Dienstags erst anreisten, waren die Aufbauhitze allemal wert.

Tja, alles sehr subjektiv. Es hat Spass gemacht, und ich will es wieder tun. Perfekt wäre anders, aber die Mitspieler im Landsknechtslager und die gute Übersicht innerhalb ebendessen machen alles wett.

Spielbericht: Oriosa 1

Zu den Waffen” – unter diesem Schlagwort haben Naraka&Isa das erste Oriosenspiel organisiert. Kurzer Hintergrundabriss: Das Volk der Oriosen wird seit langem von einer furchtbaren Hexe aus dem Norden unterdrückt. Die stiehlt Kinder, lässt Korn faul werden, macht Wein sauer und ist ganz und gar schrecklich. Die Thronanwärterin des Volkes ist im Exil (Die eigentliche Oriosenspielergruppe), und die Wenigen, die Widerstand leisten, sammeln sich im Geheimen an der Grenze. Doch die furchtbare, etc. Hexe hat den sich Sammelnden Patrouillen ihrer “Soldaten”, der ebenso widerlichen wie gewalttätigen Schnatterern – einer Art Orkverschnitt – nachgeschickt. Ohne zu Wissen, was sie da aufdecken könnte.  Zu den Masken: In grauer Vorzeit stand das oriosische Volk schon einmal unter Fremdherrschaft. Um unerkannt Widerstand zu leisten, trugen die Menschen Masken – und haben es nach dem damaligen Erringen der Freiheit beibehalten. An der Maske erkennen Oriosen Beruf, Familie und auch die bevorzugte Gottheit des Trägers. Es gilt als äusserst beschämend, das nackte Gesicht zu zeigen, und natürlich hat die achsoböse Hexe heutzutage das Maskentragen verboten! Schande über sie! Aber hier, im Widerstandstreffen, trugen alle echten Oriosen stolz Masken!

Firwin von Norderstett

Charakter bei mir war ein GSC, eine Festrolle namens Firwin von Norderstett. Die Norderstetts sind eine ehemals adlige Familie, deren Stammsitz Valsina eine der grösseren Städte im besetzen Oriosa ist. Ich sollte mich gutbürgerlich kleiden und mit Leonidas – der meinen Vater Elwin von Norderstett spielt – absprechen. Hat gut geklappt, es war eine Freude bei einer Festrolle nicht alleine auf sich gestellt zu sein. Knapp an Charakterzielen, so dass das Spielziel der Oriosen – die Befreiung Oriosas – auch mein Ziel war, hatte ich dazu die Aufgabe, all jenen die auch nur das geringste Talent zeigen, “den Umgang mit der Waffe” zu zeigen. Furchtbar, denn mit der oriosentypischen-SC Waffe – dem Kurzschwert in Kombination mit dem Rundschild kann ich doch kaum was anfangen. Aber man spielt ja Liverollenspiel: Ich habe einfach so getan, als ob ich mit dem Zeugs umgehen könnte. Darstellung einer Fähigkeit, die ich nicht beherrsche…

Location: Unterschächen, Brunnital, das Haus “Maria in der Au” Bekannt, und als brauchbar und hübsch empfunden. Das Haus ist eher rustikal, und ~30 Betten dort sind einfach zu kurz für mich. Und für viele Andere auch. Die Küche hingehen ist gut eingerichtet, von dort aus wurden wir auch sauber und in genügenden Mengen lecker verpflegt. Das Gelände hinter dem Haus ist nett, eine Wiese mit vielen, teils auch grossen Steinen. Doch wie immer in den Bergen neigt das Spiel dazu, klar zu sein: Bergabwärts ist ein Dorf, seitlich Talwände – also muss fast alles was interessant ist bergaufwärts ist. Diesmal war auch die Strasse dem Haus nach befahren, nicht oft, aber regelmässig kamen Autos vorbei. Alles in allem haben vor allem die steinernen Steilwände, aber auch der höherliegende Schnee Flair gebracht.

An Plot lief etwas, vor allem aber war es der Auftakt zu mehr. Die Pläne zur Befreiung der oriosischen Heimat sind entstanden und Vorbereitung für Downtimespiel ist gemacht. Die Sache “Firwin bringt den Leuten etwas mit Waffen bei” ist natürlich reine Spielsache, ich vermute es gab auf Platz eine Menge Leute, die wesentlich mehr von Kurzschwertern verstehen als ich – und wesentlich öfters eines in der Hand halten. Ich habe nur angewiesen, und getan als ob ich besser sei – und mich kaum auf Kämpfe eingelassen. Hoffentlich hat das ausgereicht. Freitagabend und Samstagmorgen war es noch eine Jagd auf Schnatterer, weil keiner von diesen entkommen darf – weil die Nordlandhexe ansonsten von der Zusammenkunft erfährt. Die Schnatterer, mit Maske und Farbe auf sehr hässliche Art hübsch gemacht, waren in harter Gegner, die Kämpfe waren aber durchgehend gut. Leider wurde alles einmal tüchtig verregnet, hat doch später nochmals aufgehellt – so dass das “Übungsspiel” am Nachmittag auf trockenen Boden stattfand. Während sich Firwin mit derlei Kinkerlitzchen herumschlug, hat sein Vater Elwin beraten und beraten lassen, auf das ihre Majestätdie richtigen Entschlüsse trifft.

Jähzorn und Sanftmut
Jähzorn und Sanftmut

Dazwischen sind die beiden Elfen, Jähzorn und Sanftmut, die für ihren Onkel Wille vorsichtig eine allfällige Unterstützung sondieren. Das Haus Norderstett hat alte Ehrenschulden bei den Vorquelfen, was ich einen sehr hübschen Zug fand. Jähzorn hat Firwin bei der “Ausbildung” unterstützt, und was Sanftmut machte – ist mir ein Rätsel. Aber hübsch ausgesehen haben beide. Am Schluss sagte Jähzorn zu, bei seinem Onkel ein gutes Wort einzulegen.

Alles in allem hat es Spass gemacht, aber zwischendrinnen war es doch eher durchzogen. Die Mischung der Festrollen mit Spielern war gut, auch die Schnatterer waren okay. Aber viel mehr aus dem Spiel mit nach Hause genommen habe ich durch einige Gespräche – mit Beringarmitgliedern als NSC, und mit den alten Bekannten/Mitspielern aus Urulokizeiten. Ich bin gespannt auf den zweiten Teil, wenn ich ihn denn besuchen werde. Am Schluss wurde Firwin dazu verdonnert, mit der enthusiastischen Lidia nach Hause zu ziehen. Das wird ja was geben…

Spielbericht: Cendara 1

Ausschreibung im larpkalender.ch: „Herzog Sigurd von der Westmark hat die Herrscher der angrenzenden Ländereien der Westmark eingeladen, um das Problem der einfallenden Nordländer zu besprechen. Ausserdem braucht er, neben Weiterem, noch kampffähigen Adel aus der Westmark, zusätzlich studierte Berater, Söldnertruppen und Kämpfer, Geistliche, Ingenieure, Seeleute und andere Leute, die ihm helfen können, einen Plan gegen die Nordmänner zu erstellen und durchzuführen.
Der Treffpunkt ist geheim. Die Eingeladenen wissen, dass es sich um ein kleines, abgelegenes Kloster im Gebirge der Westmark handelt.“

Hörte sich ganz gut an und ich hab mich entschlossen mit dem Charakter “Gaudenz von Boldewyn” da aufzutauchen. Ursprünglich war der mal als Turnierritter gedacht, aber was solls, es ist neben dem  Obrist Tristan der einzige cendarisch erfahrene Charakter. Und Tristan dazu nur NSC. Rüstung und Waffen sind ausgeliehen, nur die Wisbyhandschuhe und der Schaller sind meins. Ich habe mich aber dafür entschieden, möglichst wenig noch vorzubereiten, und nur eine neue gezaddelte Gugel genäht.

Cendara 1-1
Boldewyn mit gezaddelter Gugel

Unglücklich auf dem Bild, da sieht man dass der Kendra einfach Stoffreste der alten/ersten Cotehardie genommen hat. Naja, Farbenschema, Ritter und so… Zipfelmütze ist halt der riedhburger Mode zugedient, da trägt man sowas.

So, zum Spiel. Was ist überhaupt passiert? Wie angekündigt, hat Herzog Sigurd der Westmark zur Beratung eingeladen. In einem abgelegenen Kloster hat der Herr der Westmark – und dessen Spieler – eisernen Durchhaltewillen bewiesen. Schon am Freitagabend hat er mit seinen Gästen gesprochen, lange, anhaltend und jede noch so alberne Idee angehört. Dazu haben offensichtlich “die Nordleute” oder ein Teil ebenjener von der Konferenz erfahren, und versucht das Kloster auszurauben. Boldewyn hat schwer einstecken müssen, war aber nicht der Einzige. Eher unerwartet kam die Tatsache, dass eine Handvoll Stichspeere bei den NSCs im Einsatz war, da war mein Angriff mit dem Schwert schon grenzwertig dumm… Im Lauf des Samstags haben sich dann mehr Hinweise über die Nordleute, ein schwacher Einblick in allfällige Hintermänner und Sigurds Mann Gerhard hat mit Hilfe von Tiberius, dem Zauberer Dagor und Ritter Gaudenz (mir selber) einen falschen Geheimpolizisten entlarvt: Es war ein eingeschleuster Nordmann. Als er als Übersetzer bei einer Unterredung mit den Nordleuten dienen sollte, versuchten ebendiese ihn zu töten. Danach hat ihn ein Gefolgsmann der Fürstin von Weitenblick zu Tode getrieben. Ich war als Spieler – nicht als Charakter – nicht gewillt, da einzuschreiten und mich mit den Folterknechten zu befassen. Scheinbar finden es manche Leute einfach lustig, Folter zu spielen um ihre Härte zu demonstrieren. Oder es macht ihnen Spass – ich kann es mir nicht erklären.

Im Laufe des Nachmittags hat Herzog Sigurd das Kriegsrecht ausgerufen und alles mobilisiert was da war – damit war es nur noch mittelschwierig, das Lager der Nordleute auszuheben. Dabei habe ich – Boldewyn – eine Gefangene gemacht. Die Frau hiess Ranja, konnte nur fremd schwätzen und hat mich und einen Teil der Spieler mehrere Stunden lang gut beschäftigt. Danach hat die Orga wohl extra deswegen eine kurze Bauernstory eingebaut, so dass ich die Gefangene eintauschen konnte. Ein armer Bauer wurde damit sehr glücklich gemacht.

Sophie
Sophie v. Weitenblick mit Bruder Oskar

Samstagabends haben sich die Spieler zwischen Taverne, Feuer und Hügel verstreut – im Freien hatte es starken Föhnwind und es wurde friedlicher und übliches Schwatzen-und-Singen-und-Trinken setzte ein. Sonntagmorgens wurde noch gespielt, aber nur eine sichtbare Aktion. Die wird kampagnenweit noch etwas zu bedeuten haben und war hat zu viel Spekulationen verleitet. Ein ganzer Trupp toter Westmärker, die ohne sichtbares Zeichen einfach tot umgefallen sind. Auf Nachfrage bei den Pekarbrüdern im Kloster hat es allerdings nichts mit schwarzer Magie zu tun – denn als dieses gilt laut Klostervorsteher nur, wenn Tote wiederaufstehen.

Fazit aus dem Spiel
Es hat gefallen. Und zwar aus folgenden Gründen: Die Orga hat im Vorfeld stark eingegrenzt, was sie auf Platz haben will. Sie hat ebenfalls sorgfältig Gruppengrössen beschränkt und damit Abstriche gegenüber den Hochadligen gemacht – aber damit ein viel besseres Gesamterlebnis aus der Location herausgeholt. Das Essen war sättigend, lecker und stand bereit. (Keine Experimente mit Mehrgängern oder “das beste Essen im Larp seit 1995“, sondern gut zubereitete Speisen, die sättigend und lecker waren.) Die Klosterinsassen haben ein eigenes Leben als Klostergemeinschaft gezeigt, was mehr als nur NSC-auf-Spielerseite war. Die Nordleute waren optisch vom Rest unterscheidbar und haben mit ihrer Sprache sehr viel Flair geschaffen. Und zum Schluss noch: Ich habe immer das Gefühl gehabt, dass neben meinen Aktionen (die ich im Umfeld Sigurds getätigt habe) noch mehr läuft. Bibliothek, Spähdienste, Gespräche mit Klosterinsassen, all das war mehr als nur ein geradliniger Plot.

Selbstkritisch muss ich sagen – ich glaube, ich vertrage zuviele Treffer im Larpkrampf. Aber etwas rumfragen muss ich noch, bin aber in der Hinsicht mit mir unzufrieden.

Wünsche und Aussicht
Das Spiel war das erste der “Cendara-Trilogie”. Ich hoffe, die Orgas des zweiten und dritten Spiels gehen den Weg des breit gestreuten und nicht deterministisch wirkenden Plots weiter. Ich hoffe, die erspielten Infos und die “Bekanntschaft” mit Ranja gehen weiter. Und ich hoffe, Cendara wird durch das Zusammenhängen der Spiele schöner, und nicht elitärer.

Spielbericht: Sold und Leben

Ausgeschrieben als “Reenlarpment”, mit dem Titel “Sold und Leben”. Organisiert hat es die Karo, alleine über die Plattform larper.ning. Ausgeschrieben als Taverne in Nordhessen, in der sich allenfalls auch mal ein kaiserlicher Werber blicken lasse. Im März 1630, mitten in der Zeit, in der im deutschen Reich der Dreißigjährige Krieg tobt. Etwas genauer sind die Niederländer im Achtzigjährigen Krieg gegen die spanischen Habsburger, und im restlichen Reich ist Mitte 1629 der Dänisch-Niedersächsische Krieg mit dem Frieden von Lübeck zu Ende gegangen.

Für das Spiel gab es einige wenige Hinweise. Das Land ist gezeichnet vom Krieg, und ein Gutshof bei Trendelburg dient seit einiger Zeit als Dreh- und Angelpunkt für Kriegsvolk. Gerüchteweise macht “der Schwede” etwas, und Wallenstein sei entlassen. Dazu munkelt man, der Hof werde von einer Frau – im historischen Kontext ungewöhnlich – geführt.  Als das Spiel ausgeschrieben wurde, war ich zurückhaltend. Doch der äusserst vorsorgliche Jari hat mich angemeldet, mein Bett vorbereitet und… leider meine Ausrüstung vergessen. So dass ich zwei Wochen vor dem Spiel mit einer Hau-Ruck-Aktion den Zuckerbäcker Wiesendanger gebastelt habe, und ihn in der letzen Woche vor dem Spiel zum Kugelgiesser Wiesendanger umfunktioniert habe. Hin- und Rückreise (SBB nach Basel, Lufthansa nach Düsseldorf, Auto nach Trendelberg) war ebenfalls easy.

Dann kommt der erste Hammer:

Ein "Gutshof bei Trendelburg"

Eine traumhafte Location. Als Kulisse Fachwerkbauten, als Beizenlokalität ein Kellergewölbe und ein dachloser Raum- direkt an der Sonne. Wunderbar. Mauer, Bach hintendran… und auf Sichtweite nichts störendes. Unterkunft absolut in Ordnung, Einzelbetten im Massenschlag. Checkin, etwas Geld haben wir auch noch bekommen. Die Orga hat da extra was organisiert:

gulden-larp
SuL-Gulden

Nett, hübsch, passend. (Die Goldenen habe ich allerdings von einem Mitspieler.) Wird es noch einmal zu so einem Spiel kommen, wäre ich auch bereit, für ~xxSfr Originale/Replikas zu kaufen, so zwei-drei Stück, um diese dann für mich abzugiessen. Der Rest der Spielerschaft sieht gut aus – die Kleidung/Ausrüstung die sie mithaben ebenfalls. Top sieht auch die Oni aus, mit einem hellblauen Kleid aus Seidentaft. Strelitzen sehe ich, und irgendwo sitzt der Are, und näht die letzen Stiche an einem neuen Lederwams. Im Laufe des Freitags rutschen wir nach und nach ins Spiel, die einen etwas mehr, die anderen etwas weniger. Als unbewaffneter Trossbub Heinrich Wiesendanger aus dem zwinglianischen Basel, zusammen mit meinem Bruder Hans-Peter Wiesendanger mache ich mir – da irgendwie der Trumpf “neutraler und unbewaffneter Schweizer” sticht, einige Leute zu Bekannten. Unter anderem der musketenlose Inigo aus Spanien, und einige Veteranen aus den Niederlanden. Im Laufe des Abends läuft es sich ein und dann auch schon wieder aus. Charaktere kennenlernen, Modalitäten anschnuppern. Ein sehr gutes Gespräch mit Kelmon, wenn auch bereits Out-Time. Dann ab ins Bett, schon leicht angesäuselt. Schlafen. Zum Glück hat kaum einer geschnarcht.

Aufstehen, waschen, frühstücken. Mit der resoluten – zumindest gegen aussen – Wirtin Mechthild den Deal ausgemacht, Holz zu hacken und dafür Feuer benutzen/machen zu dürfen. Rund anderthalb Stunden das Beilchen, das süsse, kleine, stumpfe und unnütze Ding durch Holz quälen, danach ein Feuer machen und die Kugelgiesserei in Betrieb nehmen. Als Gussform dient vorbereiteter Speckstein, als Material nahm ich Zinn. Das Geschäft läuft an, und gegen Mittag war die Gusspfanne kaputt und ein kaiserlicher Werber taucht auf. Top -wenn auch erwartet – und er hat Leute für zwei Gulden Handgeld angeworben. Der Hanspi Wiesendanger lässt sich anwerben, und zieht sich den Ärger seines Bruders zu. Leicht abstrakte religiöse Diskussionen, weil für mich der Klosterbruder, der aufgetaucht ist, keine Autorität besitzt. Danach rutscht es ein Stück weit zu einem Samstagabendsloch ab, das diverse Leute mit “Heiraten” füllen wollen. Schröcklich. Das hat mich ernsthaft genervt, das fand ich total daneben. Das ganze Gefühl eines historischen Settings hat bei mir stark gewackelt, als “Nottaufe” (Wtf!, wir sind alle getauft!) sämtliche reformiert-katholisch-orthodoxen Differenzen ausräumen sollte.

Der Punkt, den ich dem Spiel allerdings ankreide, ist der Mangel an “Liverollenspiel”. Es war einfach zuwenig los, dafür, dass es mehr als ein “1630er-Fan-Con” sein sollte. Die Charaktere waren angenehm, bodenständig. Besonders cool fand ich die Herren, die ich als “die von der Lightning” vom Hörensagen her kannte, als Veteranen. Abgewrackt, üble Geschichten erzählend. Auch die jüngeren, kriegerischen Knechte gefallen. Die Mechthild – die mir übrigens kostenlos Mittagessen an den Arbeitsplatz brachte! – und ihre Staffage. Alles war schön, so dass ich es erst im Nachhinein bemerkte: Es war zuwenig los.

Punkte, die da reinspielen, und ein Kommentar gleich dazu:

  • Unbekanntes Setting” –  Wird sich verbessern, wenn die Spieler wissen, was geht/ was nicht geht
  • Anything goes-Taverne” – Musste sein, um genug Leute für das Jahr 1630 zu begeistern
  • Zuwenig Konfliktpotential der Spieler – Man kannte die Folgen und Modalitäten dazu nicht
  • Wenig Events/Skripte/”Plot” vonseiten der Orga – wird sich wohl ändern
  • Wenig Meta-Input der Spieler, also Dinge, die für alle von Belang sein könnten – Kein Kommentar, sowas kann sein.

Fazit daraus: Reenlarpment hat seine Tücken, aber auch seine Reize. Einige Gedanken dazu schwirren mir im Kopf rum, müssen aber noch genauer ausformuliert werden. Und das Wochenende hat sich absolut gelohnt – die Liste mit Kritik hier am Schluss ist ja eher klein. Und wäre mehr kriegerisches passiert, wäre sicher dieses alberne “Jmd muss heiraten”-Geschwätz nicht aufgetaucht.

Sonntags dann noch ausgedehnt gefrühstückt, und dann über die Anreisestrecke wieder nach Hause.  So, und hier noch einige wenige Links zum Thema:

Ich hoffe auf ein zweites Spiel im Setting, bei dem es doch noch mehr zu tun gibt, als die Option “anwerben, ja oder nein” zu wählen. Und ich werde wenn es irgendwie machbar ist, dahingehen.

Spielbericht: Ruf der Wildnis

Besser spät als nie…

Spiel von Luis und Maya, beides bekanntere Gesichter in der Schweiz. 14. – 16.10.2011, Ausschreibung im larpkalender.ch, wo auch weitere Bilder verlinkt sind. Kurzabriss der Ausschreibung:

IT-Infos:
In der letzten Ortschaft hast du von einem Boten interessante Kunde erhalten. Ein kleines Dorf an den Hängen des Weltengebirges wird von einem alten Übel heimgesucht. Vieh und vereinzelte Bewohner sind verschwunden. Die Dorfbewohner bitten nun um die Hilfe von Helden, um ihnen in diesen Stunden der Not zur Seite stehen.
Diesem Ruf folgend, bist du aufgebrochen um neue Heldentaten zu verbringen. Mögen Mut, Glück und die Götter dich unterstützen.

Im Vorfeld war ich eher skeptisch. Denn Anfangs waren die Anmeldungen für SC und NSC offen und danach nur für NSCs. Als jedoch diese Plätze gefüllt waren, war die Sperre für Spielercharaktere wieder weg. Ich war stark in Versuchung, mich als NSC ab- und als SC wieder anzumelden. Meiner Meinung nach war dieses Prozedere absolut unsinnig, denn eine Ausschreibung nicht genug NSC-Darstellende anlockt, sollte man sich eher mal über die eigene Aussenwirkung Gedanken machen. “Warum will niemand an einem von mir erstellten Anlass/Spiel eine Nichtspielerrolle übernehmen.

Als ich jedoch angefragt wurde als NSC, habe mich angemeldet. Und Plopp, war ich Dorfvorsteher.

Pjotr
Pjotr Hvreteskrap, Dorfvorsteher

Ist okay, besser als nutzlos rumsitzen, dachte ich mir. Als persönliches Manko habe ich mir eine Wunde aufschminken lassen – und damit versucht, am Freitagabend Heiler, Magier und dergleichen anzulocken. (Was geklappt hat). Das Spiel selber war nicht schlecht, allerdings fand ich, dass zuviel vom Ambiente/Hintergrund einfach den Dorfbewohnern/Barbaren überlassen wurde. Naraka bei den Barbaren hat sich ordentlich reingehängt.
Dazu kam, dass ich vermutete habe dass die Dorfbewohner nach Eröffnung des Plots (“Blablabla, wir werden überfallen und sind zu dumm&schwach um uns zu wehren, Bla”) nutzlos werden. Leider habe ich Recht behalten, und so waren die Highlights eher dünn gesät. Bis ans Spielende wurden uns NSCs weder mitgeteilt, wo unsere verschollenen Mitdorfbewohner sind, noch irgendetwas abgesprochen, gefragt oder hinterfragt. (Beispielsweise, ob wir Magische Tore zur Zwischenwelt im Wald wollen – “oh, zu spät, damit werdet ihr schon klarkommen”.)

Eigentlich hätte ich es besser wissen sollen. Es war ein Stück weit generisch, und etwas undurchdacht. Auf jedem Fall weder innovativ noch herausragend spassig. Auch das Heilritual mit “Der Nächste” hat die Stimmung nicht gehoben – nur der Kürbis als Hausgeist, der hat mich beeindruckt. Was aber vorrangig am Spieler lag, nicht an seiner Rolle. (Das Heilritual war wirklich so! Ja, SO! Mit “Der Nächste!” Despektierlich für den Chirurgen/Arzt, schade um den eh schon mauen Ruf der Magie)

Naja, vorbei ist vorbei. Die Anreisekosten der Seilbahn waren auch nicht ohne, aber das is halt so…

Was lerne ich da? Mich nicht breitschlagen lassen, wenn ich keine Lust habe. Das ein Spiel auf den Fotos nachher besser aussehen kann, als es in der Errinerung war. Dass die eigenen NSC-Plätze attraktiv sein müssen, damit sie besetzt werden.

Und was denke ich sonst noch dabei? Durch die Cendara-Kampagne ist eigentlich ein gutes Stück gemeinsamer Hintergrund erschaffen worden. Doch bereits jetzt, nach wenigen Jahren, scheren die ersten Spieler/Orgas justement dieser Kampagne/Spielerschaft aus, und organsieren Spieler ausserhalb des Kaiserreiches. Schade, ich habe da auf mehr gehofft – auch bei den Spielern, welche munter in jedem Hintergrund mit denselben Charakteren rumspringen.

Spielbericht “Geschichten aus Dascon”

Wir spielen die erste Etappe einer Pilgerreise, der Weg führt zum letzten Stück des Gebetsteppich des heiligen Victorius. Die Reisenden treffen sich an der ersten Pilgerstation des Weges und ziehen am Samstag Morgen als Gruppe auf die beschwerliche Pilgerreise. Das Hauptaugenmerk der Reise liegt bei der Wanderung selbst und was man dabei im Alltag erleben kann. Gerichtet ist das Con an bodenständige Charaktere.

Kazimir Andrejewitsch Wodirieskoff
Nach meinem Epic-Empires-Flash habe ich zeitnah rumgeschaut, wo ich noch als Ceride rumrennen kann. Bzw, als Kazimir Andrejewitsch Wodirieskoff. Als Knecht vom Herr von Gent bin ich natürlich ein wenig an den Herrn gebunden – kann aber auch in Absprache was machen. So ging der Knecht Kazimir mit zwanzig Pfennigen und dem Segen seines Herrn nach Dascon. Auf dem “Teppichweg”, welcher durch Dascon zum Teppich des heiligen Victorius führt, hat Kazimir eine erste Etappe zurückgelegt.

Das Spiel an und für sich zeichnete sich nicht durch Highlights aus. Auch nicht durch übermässige Props, Plot oder schrecklichen Feinden. Aber durch das durchgehend hohe “In-Time-Gefühl”, dass man sich wirklich in einem Fantasykönigreich befindet. Viele Details waren nicht auszumachen, aber gerade die Wegweiser “Teppichweg” und die alte Mühle in der die Pilger Mittagspause hatten haben es für mich enorm schön gemacht. Spielstützend, wenn auch etwas offensichtlich platziert war Väterchen Ludwig, der Viktorianer (Ein Pfaff’). Mit dem Auftrag, die Schreine auf der ersten Wegstrecke instandzusetzen hat er dieselbe Wegstrecke wie die Spielerschaft. Der erste Schrein, den wir als Spieler sahen, war auch schon kaputt… und Väterchen Ludwig hatte kein Werkzeug mit. Er hat sich allerdings schnell gefangen, der Schreinergeselle Max hat eine Axt, und der Auftrag von Ludwig ist zu “Inventar machen” geworden. Schnell gelöst, passabel und brauchbar. Sägemühle in Dascon, Rhumforte

Das Wetter war durchzogen, aber zumindest meine Stiefel waren sauber eingefettet und brauchbar. Ich habe also keine nassen Füsse bekommen, und dank einem paar Beinlinge drin war es auch warm. Gegen Schluss zog sich die Tagesetappe doch, und die Pilgerstation/Taverne in Sichtweite war ein echt angenehmes Gefühl. Nach einer unglaublichen Taverne am Samstagabend – “Zum alten Borodin” – mitsamt Exilwolkowen und einem nationalistischen-wolkowischen Liederabend kam am Sonntagmorgen dann die Schelte vom Pfaffen. (Ein gutes Zeichen ist, dass ich mich betroffen gefühlt habe – Emotionen im Liverollenspiel kann man bei mir nicht so schnell wecken.) Errinert hat die Schelte an Berichte aus dem SpäMi, was die bürgerlichen Aufsteiger alles anstellen, gegen welche alle Verbote sie verstossen, ein Stück weit auch an einen beliebigen Prediger, der seinen Schäfchen zum rechten Weg helfen will. Gefallen hat es aber allemal, auch wenn es natürlich im Spiel keinesfalls Lob war. An- und abschliessend zum Spiel wurde dann die geliebte, hochgehaltene, kurze und keinesfalls mühsam-lange Heiligenlitanei doch noch gesungen.

Fazit: Ein kleines Spiel für lyrische Ceriden und dergleichen. Preislich hervorragend, Verpflegung in Ordnung, Spieldichte mit den Mitspielern überwältigend. Da gehe ich gerne wieder hin.