Taschenumbau

Anlässlich des Drachenfestes kam eine Gürteltasche zu mir. Für das Landsknechtslager gelten etwas andere Regeln als für die Drachenlager, ähnlich den Themenlagern auf dem Epic Empires. Daher liegt auf Optik etwas mehr Augenmerk und aus diesem Grund habe ich ganz unspektakulär den ebay-Kauf einer Bekannten namens “Nierentasche” zu einer Nierentasche umgebaut.

Das Material zuerst:  Das Leder ist, so vermute ich, chromgegerbt und mit Sicherheit Spaltleder. Anhanden der Schnittkanten könnte es ein Versuch einer Rotfärbung sein. Mit Sicherheit ist es schwarz. Vernäht war es mit schwarzem Nylonfaden, und die Schnalle und das geflochtene Riemchen waren mit schwarzem Leinenzwirn (“Sternlifaden”) angenäht.

Tasche Original
Tasche Original

Was mir nicht gefällt:

  • Der Verschluss. Die Schnalle ist gut, der geflochtene Riemen und die direkte Aufnähung gefallen mir nicht
  • Die Form. Höher als breit, entspricht nicht dem typischen Bild
  • Die Aufhängelaschen sind viel zu lange

Der Plan ist also, die Tasche breiter als hoch zu machen und die Aufhängung zu verkleinern, dazu den Verschluss optisch den Nierentaschen den 15. Jahrhunderts anzupassen. Dazu wird erst einmal “Material beschafft”:

Material "erschaffen"
Material “erschaffen”

Reicht nicht, aber ich habe ja noch mehr zur Verfügung und drehe die Tasche auf links und zeichne an, was ich abschneiden will. Damit soll die Tasche breiter als hoch werden, die Löcher des alten Verschlusses werden entfernt und ich gewinne noch mehr “wertvolles” Material. Dann einmal durchatmen, anschliessend abschneiden:

Material "gewinnen" II
Material “gewinnen” II

Dann wird erstmal die Tasche neu vernäht, nach dem Vorstechen der Löcher mit einer Ahle gehe ich fix mit dem Ledernäher drüber. Der Lochabstand, 7-9mm, ist freihändig ohne abzumessen gewählt.

Neu vernähen
Neu vernähen

Dann wird die Klappe, die die sichtbare Front der Tasche bildet, optisch etwas angepasst. Ich schneide eine Spitze vorne raus, damit die Tasche gefüllt etwas mehr in Richtung “Nierentasche” geht.

Frontklappe anpassen
Frontklappe anpassen

Nun brauche ich neue Riemen. Zwei, um als Laschen etwas kürzer zu fungieren, einen langen schmalen um die ganze Tasche herum, welcher den Verschluss bilden soll. Erstmal aus dem unten abgeschnittenen Resten zwei neue Aufhängelaschen gemacht, die mir zwar etwas zu kurz und schmal sind, aber ich will das Material nehmen, das vorhanden ist. Aus den ehemaligen Aufhängelaschen, die ich schmaler geschnitten habe, wird durch Annähen der Schnalle ein Verschluss geplant.

Die beiden neuen Aufhängelaschen werden angenäht.

Neue Aufhängelaschen
Neue Aufhängelaschen Neue Aufhängelaschen

Nach dem Annähen der alten Schnalle…

Alte Schnalle wiederverwendet
Alte Schnalle wiederverwendet

… wird der Riemen an die Tasche genäht…

Umlaufender Verschlussriemen
Umlaufender Verschlussriemen

… und dann, da er in der Länge nicht ausreichte, zusammengesetzt.

Verschlussriemen angesetzt
Verschlussriemen angesetzt

Naja, wer es genau ansieht, bemerkt dass ich einen Denkfehler gemacht habe. Ich musste etwas wieder aufmachen und neu nähen. Ich verrate aber nicht genau, was. Aber egal, ich bin gespannt, wer es bemerkt.

Zum Schluss für das Foto habe ich etwas Polster reingesteckt. Der geflochtene Riemen ist im Laufe der Arbeit verschwunden, “schade”, aber mit dem Endergebnis bin ich zufrieden.

(optisch) neue Tasche
(optisch) neue Tasche

Fazit: Rund eine Stunde Arbeit. Das Leder ist angenehm zum anfassen, schnell genäht und geschmeidig. Man kann auch mit wenig Aufwand etwas aus einem “interessanten” Kauf von ebay machen, aber man braucht etwas Übung dafür. Das Ziel, die Optik einer Nierentasche zu erreichen, wurde auf jeden Fall erreicht.

Neue Hose!

Einige Jahre ist es her, da hat mich ein gewisser JHM aus Basel gezwungen, Wikinger-Sachen herzustellen. Ein wunderbares Teamprojekt, nur mein Teamkollege aus Basel ist noch nicht ganz fertig. Ich habe damals Reste aus dem Schrank gezogen und mir “Wikinger” genäht:

Frekke Jorundson
Wikinger-Klamotte

  • Aus einer alten Wolldecke aus dem Brockiland eine Tunika.
  • Aus einem Stück gefärbten leinernen Tischtuch eine Untertunika.
  • Aus Wollstoffresten die Mütze
  • ein Streifen Halstuch aus dem claro (20.- / 2qm)als seidenen Mützenbesatz
  • Lederrest vom Flohmarkt für ein Paar Haithabu-Schuhe. Der einfachste Typ, ich hatte ja keine Ahnung damals.
  • Ein altes Fell aus der Orkkiste als Fellbesatz auf der Mütze.
  • Und für ‘n Zehner Stofffarbe um ein weiteres Leintuch gefärbt als Hose zu vernähen.

Ich war schon lange neidisch auf diese breiten Hosen, die man da anhaben kann: So stellte ich mir das immer vor.

Naja. Die Schuhe habe ich verschenkt, an ein Mitglied der Beringar, neue wurden genäht und sind besch… eiden. Die Gugel, deren ich zwei besitze, fällt irgendwie weg. Der Fellbesatz an der Mütze muss ersetzt werden, er wurde steif und rissig. Die Tunika ist zu farbig im Vergleich zu meinen Mitspielern und wurde durch eine grüne, unauffälligere ersetzt.

Schnittzeichnung Hose
Schnittzeichnung Hose

Und vor einem Jahr habe ich geschrieben, dass Wolkowien nicht verloren sei. Und den dortigen Stoff habe ich mittlerweile zu einer Hose vernäht, die prinzipiell “nach Thorsberg” funktioniert, aber auch als wolkowische Hose gute Dienste leistet. Über das Schnittmuster lässt sich wunderbar streiten, die Vorlage und die Verwendung für Skandinavier irgendwo Ende Eisenzeit… ich wollte einfach das Muster mal ausprobieren.

Herausgekommen ist diese wunderschöne, walnussbraune Hose. Alle Nahtzugaben sind auf der Innenseite flachgenäht, alle Stoffreste sind verwendet – ich habe etwas “zusammengesetzt”, damit die Hose voluminöser wird. Verwendet habe ich eine selbergekritzelte Vorlage.

Hose nussbraun
Hose nussbraun
Hose nussbraun II
Hose nussbraun II
Hose nussbraun III
Hose nussbraun III

Sonntag – Besser als “Lord of the Rings” – Orks!

Achtung, der verlinkte Artikel ist auf Englisch. Der Titel aber lautet ungefähr: Orks auf dem Epic Empires lassen Mordor wie spielende Kinder erscheinen. Was sagt man dazu?

Kommentar: Es ist “nur” ein Online – Magazine. Aber das “deutsche Larp” geniesst einen guten Ruf im Ausland, und nur schon aus dem Titel spricht der blanke Neid. Wo aber reden wir selber über unser Larp? Und damit meine ich nicht Aussagen in Foren wie “Das war cool!”, und “Wir haben uns amüsiert!” oder gar: “Wann ist das nächste?”. Damit meine ich auch nicht diskrete Gespräche zwischen Tür und Angel am Sonntagmorgen, sondern ganz generell: Wo reden wir mit einem Schritt Abstand über unser Larp?

Leermond Zürich

Beschrieb aus dem larpkalender.ch: Im Spiel werden zwei Agententeams ihr Territorium verteidigen. Ihr werdet verfolgen, ermorden, mit der Zentrale in Kontakt bleiben, rapportieren, Spionagenetzte aufdecken, Beschatten, tote Briefkästen nutzen und natürlich die Nacht geniessen. Es gibt Verfolgungsjagden, die sind aber nur ein kleiner Teil des Spiels.
Die Story wie auch der Codename des Charakters sind grösstenteils vorgegeben. Der Spielleiter wird als Einsatzzentrale und NSC euch aktiv den Weg zeigen.

Das Agentenspiel
Das Agentenspiel, Flyer der Orga

Kurz & Knapp: Zürich zwischen der Rudolf-Brun-Brücke und der Münsterbrücke, zwei Teams à drei Agenten. Eine Zentrale. Tote Briefkästen, Beschattung, telefonieren und Decknamen. Übergabe von Material, Fotografiert werden, Treffpunkt ausspähen und ein Mord nahe dem Lindenhofplatz. Weil das Spiel ein zweites Mal durchgeführt werden könnte (?) , bleibe ich vage… schliesslich will ich ja nicht spoilern.

Organisatorisch gut ausgeführt, einziger Kritikpunkt: Ich war mir nicht im klaren, wie fest ich meinen Charakter selber hätte ausarbeiten müssen. Mehr als ich tat, auf jeden Fall, aber da habe ich es irgendwie verpeilt. Es war spannend, spassig und lustig, aber schlussendlich – Anfangsszene und Schlussszene ausgenommen – für mich in vielen Szenen “Ich mit einem Charakternamen”.

Leermond Material
Leermond Material

Leider habe ich alle wichtigen Dokumente laufend vernichtet, für den Fall das ich gefangen genommen werde. Alles was blieb sind der ausgedruckte Plan des Spielfeldes, mein IT-Ausweis und zwei nicht näher erläuterbare Aktennotizen. Auch hier, knappe Infos, ‘tschuldigung.

Fazit: Preis/Leistung unschlagbar, einen Dienstagabend Rollenspiel. Sofern es also noch einmal durchgeführt wird, kann ich es nur empfehlen.

“The Prohibition, Part One”

Ich besitze eine neue Kamera!*

 

Beschrieb aus dem larpkalender.ch: “Es ist das Frühjahr 1920, irgendwo an der Ostküste kurz vor der Einführung der Prohibition. Im ganzen Land kein Alkohol mehr…
Das gehört von den drei Dons der Stadt und ihren Geschäftspartnern natürlich gefeiert! So trefft ihr euch um auf die Prohibition anzustossen und natürlich auch um den neuen Schwarzmarkt untereinander aufzuteilen.”

Hier nur ein kurzer Abriss, diesmal meine ich “kurz” mit “kurz”: Location: Limmathof, Restaurant Weinstube. 30 Plätze, also eng, aber gutbürgerlich und passend für dieses Spiel. Inklusive zweier Hinterzimmer. Keine Unterkunft, weil es ja nur ein Nachmittag/Abend ohne Übernachtung war. Spielerschaft bunt gemischt, aus meiner Sicht alte Bekannte und mir völlig Fremde, aber gestandene Frauen und Männer, keine neunzehnjährigen Paladine. Barttrachten wurden hochgeschätzt, ich selber “oute” mich als Fan von Jupps Schnauzer. Einige tolle Anzüge, einige etwas zu gross/klein, aber für das Flair lassen wir gerne auch mal “Fünfe gerade sein”. Organisiert durch zwei Spieler vom Stammtisch Zürich, Jan und Carlo. Es lief aus meiner Sicht rund – Essen, Briefings, Gadgets, Klopapier und Roulettezubehör war alles vor Ort. Wer wann wo sein sollte war ebenfalls klar, wer was spielte ebenfalls. Essen, zum Schluss: Top. Über mehr als eine Stunde hinweg gab es Apéro-Häppchen apéral angehauchtes Essen in rauen Mengen.

Ablauf: Der Vorabend der Prohibition in den USA. Die New Yorker Mafiosi treffen sich in Chicago, in neutralem Terrain unter der Schirmherrschaft von Al Capone. Ihre zukünftigen Kunden sind eingeladen.… Im Vorfeld, über die Homepage des Veranstalters musste man sich entscheiden, ob man zu einer Mafia gehört oder einfach nur Ladenbesitzer war. So hat die Orga für eine gute Mischung aus “Angebot” (Mafia) und “Nachfrage” (Ladenbesitzer) gesorgt. Denn das Ziel des Spieles war für alle der Profit! Und während die Ladenbesitzer Alkohol kaufen wollten, konnten verschiedene Mafiosi liefern – oder eben nicht.

Das sah dann ungefähr so aus:

Absprachen unter Mafiosi (Zweckentfremdetes Foto, hier eher künstlerisch-unternehmerische Differenzen
Absprachen unter Mafiosi (Zweckentfremdetes Foto, hier eher künstlerisch-unternehmerische Differenzen)
Capo di Capi (Auch zweckentfremdet, der Charakter sitzt nur zentral unter der Karte. Aber ey, es sieht aus wie der Capo di tutti Capi)
Capo dei capi (Auch zweckentfremdet, der Charakter sitzt nur zentral unter der Karte. Aber ey, es sieht aus wie der “Capo di tutti i capi”)
Eintrag in das Buch - ein Werkzeug der Orga: Der Mann im schönsten Anzug
Eintrag in das Buch – ein Werkzeug der Orga: Der Mann im schönsten Anzug

Top: Die Orga liess die Charaktere sich Out-of-Game noch einmal vorstellen, schliesslich kennen die Charaktere sich. Das kann man per Fotos, Homepages oder komplexer machen, hier hat die stabilste und zuverlässigste Variante ihre absolute Berechtigung bekommen: Vor Spielstart sagt jeder kurz, was er spielt.
Die “Geschäfte” wurden zentral gesammelt, das heutige (16.2.2015) Infomail der Orga zeigt auch, dass ausgewertet und bearbeitet wird. So machen Aktionen Spass, denn alles was getan wurde, hat nun Auswirkungen auf “Part Two“.

Flop: Meine neue Weste wurde nicht fertig. Ich hab’ zu langsam genäht! Aber Seegras hat mir ausgeholfen, dafür sei ihm mein Dank gewiss. Eine Ausweichmöglichkeit für Spielmüde wäre vielleicht eine Option gewesen, denn ~9h Spiel können ermüdend sein. Ob so eine Ausweichmöglichkeit OT oder IT ist… das ist ein Detail am Rand, da hab ich mir keine Gedanken dazu gemacht, das Gegenargument “es hat sich für das IT-Beschnuppern gelohnt” wirkt auf mich ebenso stichhaltig.

Fazit: Alles kann noch werden. Ein gelungener Auftakt für eine sicher fulminant werdende Mafia – Trilogie. Gekonnter Einsatz des Zusammenspiels von Location, Leuten und “Downplay”, “Zwischenspiel”, “Spiel zwischen Part One und Two”.

Meine Galerie hat eine ganze Menge (~170) weitere Bilder.

 

*Mehr zur Kamera am Ende der Woche.

Pfadiheime schaden dem Spiel?

Das Pfadiheim, geliebt und gehasst, Quell der Spielfreude und Schaden der Aristokratie!

Dieser Artikel ist ein Ableger des Contakt2015 – Artikels. Er basiert auf dem entsprechenden Vortrag von mir an eben der Contakt2015.

Grundlage! Der grösste Teil der Spiele in der Schweiz findet in Pfadiheimen statt. Stellenweise sind es "Naturfreundehäuser", "Jugendherbergen", "Ferienhäuser" oder auch "Superspielnaturnahefreundehause42". Ich nenne sie der Einfachheit halber "Pfadiheime". Wir finden sie zum Beispiel auf dem Pfadiheim-Verzeichnis, oder auf dem Naturfreundehaus - Verzeichnis. Typisch für diese Art von Haus ist ein rustikaler Stil, Täferung an den Wänden, Zimmer als Massenschlag und eine Küche die "Schnippo", "Riz Casimir" und "Spaghetti Bolo" schreit. Meist etwas abgelegen, mit Wald und Feuerstelle. Genau der Ort für Abenteuer, wir profitieren etwas von den daran hängenden Erinnerungen. Doch da knackst es....

All diese Essräume, Massenschläge und Feuerstellen müssen in unserer Vorstellung nämlich zu Thronsälen, Jagdhäusern, "des Herzogs Refugium" und derlei werden. Da wird munter ständig eine neue schmale Fassade draufgeklatscht, und jedes Mal sind dieselben Probleme vorhanden: Abzutarnende Heizungen, bescheuerte Plastikstühle, Infoblätter und Trophäenvitrinen an Wänden. Kerzenverbot (mittlerweile mit LED gut umgangen) und eine halboffene Küche mit jahrzehntelang blank gescheuertem Chromstahl. Stellenweise auch eine Vermietermentalität, die nicht über den Vereinsabend des Turnvereins Hinterpfupfingen hinaus reicht.

Das muss ein Ende haben! Die Rotberg und die Ehrenfels sind doch nicht die einzigen Ausnahmen, die uns zur Verfügung stehen. Ich will Audienzen in Sälen. Ich will Belagerungen. Ich will (Zelt-)Städte. Ich will Brückentrolle unter Brücken und Dungeons in aufgegebenen Bergwerken. Ich will Flussfahrten, Zugreisen (Mord im Orientexpress in einem Dampfzug von Schaffhausen nach Bellenz) - naja, zumindest wünsche ich mir so Sachen.

Ich glaube fest, dass sich das Schweizer Larp durch das immerwährende Benutzen von Pfadiheimen einschränkt, denn die Location spielt bei der geforderten, gestützten und gewünschten Immersion eine grosse Rolle. Und das Pfadiheim ist eigentlich nur für eine Art von Spiel ideal: "Cthulhu-Entdeckungen um eine kleine Gruppe Rover, die ein Wochenende im Pfadiheim verbringen wollen".

Was haben wir, was wollen wir? Ziel dieses Vortrages ist es, “Pfadiheime” zu hinterfragen und eine Utopie zu erträumen, ein Ideal dem man folgen kann.

Dazu gehört im weitesten Sinn auch Claus Rasteeds Video: On hyping larps (for Mittelpunkt 2014)

“Wer keine Schlösser im Land hat, will welche sehen.” Das ist für mich einer der wichtigsten Sätze im Video, fast so wichtig wie “Hört auf meine Zeit zu vergeuden!”

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Anfang Februar, Zusatz:

Ich war ziemlich neidisch auf das “College of Wizardry” von diesem Rasteed – es sieht halt einfach soooo toll aus. Einmal im Leben diesen September-Brief von der Schule zu bekommen? Ich kriege sogar beim Tippen des Textes hier, alleine durch den Gedanken daran, Hühnerhaut. Ich will diesen ver… Brief doch eigentlich auch.

Erklärung:College of Wizardry” ist ein dänisch-polnisches Teamprojekt um eine Zauberei-Schule, ähnlich Hogwarts, für weiterführende Kurse zu besuchen, deshalb nennt es sich “College”. Das Spiel findet in Polen in einem Schloss statt und besticht durch die Atmosphäre dort / Unmengen an Props und Basteleien.

Aber jetzt, nachdem sich die Contakt-Teilnehmer lose ausgetauscht haben, wie man einen Schritt in Richtung “Neue Locations erschliessen” macht, kommt dieser Rasteed und haut eins drauf: Das “College of Wizardry” will das Schloss nämlich kaufen, mit einer Crowd-Founding-Kampagne um die notwendigen 50’000 US-Dollar zu bekommen. Ich könnte heulen (erneut), es ist so gemein. Ich halte einen Vortrag über das “Problem Pfadiheim” und habe zehn Jahre gebraucht, um es als Problem wahrzunehmen. Anderswo kaufen sie Schlösser. Das Ganze läuft über die Plattform indiegogo.com und bietet Kaufoptionen von 5$ bis 75’000$ an. Für 5$ kriegt man immerhin eine Notiz auf der Spender-Website, für 75’000 organisiert die “College-of-Wizardry”-Orga ein Spiel nur für den Spender (und 125 Andere).

So, und zusammenfassend: Was haben wir in der Schweiz, was unsere Cons super macht? Welche Location ist weltweit die beste ihrer Art und in Schweizer Hand?

Und daraus resultierend für Organisatoren: Was macht euer Spiel einzigartig? Was gibt es nur bei euch, und sonst nirgends in der Schweiz?

ConTakt 2015

Die Contakt 2015 von Andi und Jonas war als Gelegenheit angedacht, um über Larp und verwandte Themen zu diskutieren. Szene – Vernetzung und Ideenbörse inklusive. Der Beschrieb aus dem larpkalender.ch: “Die ConTakt soll eine Gelegenheit bieten über Larp und verwandte Themen zu diskutieren, neue Ideen zu präsentieren und die Szene näher zu einander zu bringen.”

Eine Woche zuvor habe ich mit Seegras und MichiR eine lockere Skyperunde betrieben, weil ich irgendwie nicht genau wusste, was wir an dieser “Contakt” eigentlich machen. Ich hatte somit einen Notizzettel mit, auf dem ich mehrere Themen notiert hatte, die aus meiner Sicht interessant sein könnten. Aber so richtig klar war mir nicht, was wir dort tun. Mittlerweile weiss ich es. Aus meiner Sicht lässt es sich folgendermassen sehen:

Was machen wir eigentlich?
oder
Das Schweizer Larp, eine Rundumblick

Einleitung, warum wir nicht nur “bisschen tratschen” sollten. Wir können es nämlich besser!

Die Geschichte des Schweizer Larp hat Seegras erläutert. Schwerpunktmässig bei “Anfänge”, “Chipheads&Tikon” und “Auffächerung”, dazu “Herausragende Spiele”. Interessant, was wir wurden und wer was schon gemacht hat. Details im Blog bei Seegras selber.

Vorstellungen von Cendara und Eburswin, ebenso die Vorstellung des TRANSIT. Gerade bei Cendara war es aufschlussreich, wie Ecce erklärte wer dahintersteckt. Die Anregung, ebendiese Entscheidungsträger auch namentlich auf der Homepage zu nennen, wurde bereits umgesetzt – Top! TRANSIT-Kopf Oli hat auch, völlig ohne Arroganz (!) gesagt: “Ich wollte ein Spiel machen, von dem man in Jahren noch redet.” Und ich sage, dass öfters solche Intentionen gebraucht werden. Leider ist das TRANSIT bis auf ein paar Fotos im Netz verschollen. Trotzdem, der Link zum larpkalender.ch – und die Fotos.

Kampf, Waffen & Rüstungen wurde einmal in der Theorie von Seegras beleuchtet, dazu hat André einen Workshop – eher ein Kurs? – gehalten, indem sowohl auf die Theorie als auch auf die eigentlichen Bewegungen mitsamt praktischer Übung Wert gelegt wurde. Auch hier hat Seegras seine Dokumente online gestellt.

Der larpkalender.ch wurde beleuchtet. Auch hier sind erste Effekte sichtbar, seit dem 8. Februar zumindest. Die Betreiber des Kalenders hätten gerne aber auch Spiele niedergeschrieben, die vor dem Start des Larpkalenders(.ch) stattfanden. Dazu kommen noch Spielereien…

Das “BigModel” wurde mehrfach erwähnt, dazu haben wir eine grafische Darstellung der “kreativen Agenden” benutzt. Dazu will ich mehr bloggen, aber ich bin noch nicht soweit, dass es klar ist. Ich ging – fälschlicherweise – davon aus, dass eine Erwähnung dieser Theorie nichts Neues ist. Dabei habe ich mich grob getäuscht, ich finde aber der Austausch darüber hat bei einigen Leuten offene Türen eingerannt. An dieser Stelle sei Jupp und Seegras gedankt, die sich damit schon auseinandergesetzt haben, so dass ich nicht die Referenz auf dem Platz war. Wer sich dafür interessiert, der findet in der Wikipedia einen Artikel dazu. Weiterführend wäre das Big-Model – Wiki.

Etwas zu kurz kam die Diskussion über “Kampagnenspiel”. Ich glaube, dass Ecthelias (Cendara-Kampagne) hier mehr als alle Anderen aus dem Meinungsaustausch gezogen hat.

Pfadiheime schränken die Weiterentwicklung des Schweizer Larps ein. Morgen Mittwoch werde ich dazu einen Ableger posten, gerade weil sich neue Entwicklungen ergeben haben. Aber die Diskussion diesbezüglich war angeregt, zielgerichtet und sehr selbstkritisch.

Fazit aus der Contakt 2015, aus meiner Sicht deckt sich das etwas mit dem Vortrag: Larp und Social Media (Jens Scholz): Das deutsche Larp kommuniziert nicht. “Deutsch” sei an dieser Stelle für die Deutschsprachigen insgesamt benutzt. Da hatten wir die Contakt2015, und nur Seegras’ und ich bloggen darüber? Da finden Spiele statt, aber niemand redet aus einem Schritt Distanz darüber, jeder palavert nur von den Erlebnissen im Spiel / seines Charakters? Da kann mehr passieren. Man soll und darf sich entwickeln ohne selber jeden stumpfen Fehler, den andere gemacht haben wiederholen zu müssen.

Ich hoffe natürlich stark auf eine Contakt 2016. Und auf regen Austausch bis dann.