Wenn ich Liverollenspiel als Hobby betreibe, dann brauche ich dafür – vor allem im breiten, grossen und stark vertretenen Fantasylarp – ein Minimum an Ausrüstung. Bereits die Larpwiki-Seite für Anfänger hat überproportional viel Infos zur Ausrüstung zu bieten. Und oft hört man dazu, dass sich “dieses” oder “jenes” ganz einfach selber machen lässt. Oder dass man es günstig “dort” oder “bei diesem Händler” kriegen kann. Das Hauptproblem dabei ist, dass sich die Larp-Realität (Was für ein Ausdruck) stellenweise deutlich von der anderer Vorlagen – Film, Buch, Bild – unterscheidet. Was also genau “gute” Ausrüstung ist, braucht schlussendlich Erfahrung, die sich weder auf Youtube noch im Larpwiki holen lässt. Es muss also von irgendwoher Ausrüstung herangeschafft werden. Dazu sind zwei Möglichkeiten vorhanden:
- Einkaufen! Internetshopping ist ein Hobby, das definitiv glücklich machen kann. Für viel und wenig Geld kriegt man online zwischen historischer Unterwäsche und ledernden Kleidungs/Rüstungsteilen von Runa Rian alles. Schaumstoffwaffen aus Kanada? Kein Problem. Schuhe aus Italien? Kein Problem. Schuhe aus Kalifornien? Kein Problem, bei dem habe ich selber schon bestellt. Und “Alles, was man möchte” gibt es bei lederkram.de. Auf jeden Fall basiert diese Variante auf Geld.
- Selbermachen! Ob Nähen, Waffenbau, oder Liverollenspiele organisieren, für alles gibt es Anleitungen. Ob auf Pinterest, Youtube oder per Google-Suche, für Alles findet man irgendwo eine DIY-Anleitung. Es braucht Nähzeug, Nähmaschinen, Ledersonderspezialklebestoff und eine Tricot-Nadel. Vielleicht auch einen “Extra-Spachtel für Larpwaffenbau”. Auf jeden Fall basiert diese Variante auf Zeit.
Mit beiden Varianten kann man, ein bisschen Übung und Erfahrung vorausgesetzt, solide Ergebnisse erreichen. Leider aber scheint immer mal wieder die Idee durchzuschimmern, dass man auch ohne Geld oder Zeit etwas erreichen kann. Doch wenn man auf beides verzichtet, fehlt jegliche Grundlage um an eine Ausrüstung zu kommen, die sich optisch von einer Brockenhaustour, gemischt mit Alternativ-Style und etwas Cachet abhebt und halbwegs plausibel eine fremde Kultur darstellt.
Vor ein paar Jahren gab es über das larper.ning die “50 Tage 100€” – Challenge, die mehrfach wiederholt wurde (Derzeit läuft etwas ähnliches für das Epic Empires). Dort gab es tatsächlich Leute, die mit wenig Geld viel erreichten. Auch ich selber arbeite oft mit geringem Budget und behaupte, dass meine Ausrüstung durchaus gut bis sehr gut gearbeitet ist. Doch daran ist ein Haken: Niemand der Challenge-Teilnehmer ist mit wenig Erfahrung gestartet. Alle, inklusive mir, mussten über Jahre viel Geld reinstecken (bzw. verlieren), ehe mit der Option Zeit brauchbar gearbeitet werden konnte.
Larp mit Geld geht, Larp mit Zeit geht auch. Mit Übung kann man eines der beiden durch das andere ersetzen: Geld sparen und viel selber machen oder Zeit sparen und viel kaufen. Aber ohne Zeit auch noch Geld sparen, bedeutet meistens einfach nur, dass man Schrott produziert und vor lauter Abstrichen kein Konzept mehr nachvollziehbar aufzeigen kann.