Noch ist Wolkowien nicht verloren….

So heisst ein berühmt-berüchtigtes Lied, aus der Lyrien-Liederliste. Und daher ich im Sommer am Epic Empires im Pilgerlager einen Wolkowen spiele, habe ich mich jetzt schon umgesehen, was ich da an Stoff und Material brauche. Denn mein alter Strelitzenrock ist genau das, was er ist: Alt! Alte Larpklamotte hat Charme – neue Larpklamotte nähen ist hingegen mein Hobby. Also muss was Neues her.

2011 habe ich spontan und schnell ein Schnittmuster für einen Strelitzenrock erstellt, was zahlreiche Nachahmer fand. Es freut mich, wenn ich auf Con meinem Schnittmuster begegne, doch mein Gefühl sagt mir, dass es nicht unbedingt förderlich wäre, diesen Rock wieder anzuziehen. Vor allem IT-Gründe, aber ich spiele einen bestenfalls im Kopf rebellischen Wolkowen, keinen offenen Aufständler. Also, Stoff muss her!

Doch manchmal hat man einfach mehr Glück als nötig. Zum Beispiel beim Stoffkauf, einem in der Schweiz durchaus teuren Unterfangen. “Schnäppchen”, in der Bucht, Fabrikladen für Leinen bei Bruchsal, “günstig auf’m Türkenmarkt gekauft” (So im Ning gelesen.)… in meinem Fall heisst es: Brockiland Zürich und ricardo.ch.

Zuerst Brockiland:

besticktes Leinen
besticktes Leinen

Beide Teile reichen für jeweils ein weites Hemd. Denn die Vorlage nebellegenden.de sagt:

Der typische Wolkowe trägt weite Hosen, oft Stiefel oder Gamaschen, und ein langes Hemd (Kittel) aus schwerem Stoff mit weiten Ärmeln, das durch einen breiten Gürtel oder eine Schärpe gehalten wird. Darüber wird, insbesondere im Winter, ein schwerer Mantel, der “Kontousch”, mit an der Vorderseite geschlitzten Ärmeln getragen. Wolkowische Adelige tragen zusätzlich oft ein pelzgefüttertes Cape. Das Haar wird in der Regel kurz gehalten und erwachsene Wolkowen tragen normalerweise einen Bart.

Die gestickte Ranke ist einmal rund um das Tischtuch, ich muss also sorgfältig vorzeichnen um sie optimal auszunutzen. Und dann anhanden der vorgezeichneten Teile die Stickerei aufschneiden, um die Fäden zu vernähen… das wird Arbeit. Die “Borte” beim anderen Stück ist eingewebt, alle ~30cm ein Streifen. Das bestickte Stück hat 210x130cm, das mit der “Borte” 160×130.

Dann ricardo.ch:

Erster Wollstoff
Erster Wollstoff

Ganz nett, ~25 Franken und 540cm lang / 150 breit.

Zweiter Wollstoff
Zweiter Wollstoff

Weil zweimal besser als einmal ist: 25 Franken und 820cm lang / 150cm breit

Aus diesen beiden Stücken will ich entweder eine Rushose für Frekke Jorundson oder eine neue wolkowisch-weite Hose für Kazimir Andrejewitsch Wodirieskoff nähen. Oder eine, die beide Optionen zulässt? Und aus dem zweiten, einen wollenen Überkittel? Ich lasse mich vielleicht auch von Birka-Kaftan-Ideen leiten, oder von kosakischem Zeugs. Oder von beidem. Und am 10.2. – in einer Woche – geht das zweite Semester los. Dazu Französisch/DELF im März. Achja, in die Stadt Bern umziehen tu ich auch noch.

Trotzdem, hier die Kostenrechnung:

10 SFr – zwei Coupons Leinen, bestickt/eingewobene Bänder
50 SFr – zwei Stücke braune Wolle, zusammen 13m

Damit werde ich am Epic eine gute Figur machen. Denn noch ist Wolkowien nicht verloren!

Holländischer Stoffmarkt

Ich war am Samstag (9.April 2011) mit Anhang am “Holländischen Stoffmarkt” in Freiburg im Breisgau. Erfahren davon über das Ning und die Homepage des Marktes, und daher ich für das Boldewyn-Projekt eh noch Stoff brauche, hat es sich brauchbar angehört. Dank der SBB mit einem Städtereise – Angebot war auch die Fahrkarte nicht allzuteuer, denn gerade für die Rückfahrt im ICE Richtung Basel hat sich die Platzreservation (inkl.) schon gelohnt.

Losgefahren bin ich um sechs Uhr morgens, und mit einer Pause fürs Frühstück in Zürich sind wir dann gegen 10 Uhr im Breisgau angekommen. Dort zu Fuss – noch war es nicht brütend heiss – zur Messe an den Markt, der schon gerammelt voll war. Der Schnitt der Besucher war gegenüber einem jungen Mann eher ignorant, denn was kann ein Mann mitte Zwanzig, wie ich, schon von Textilien verstehen. Nach einer ersten Runde mit “Sichten” bin ich dann, auch unter Mühen, das Angebot durchgegangen. Leiderleider war es eher ernüchternd. Klar dass die Preise nicht mit der Schweiz vergleichbar waren, aber nichts, was ich nicht auch in der Kategorie finde, wenn ich nach Radolfszell, Singen oder Konstanz fahre. Wollstoff sind wir auf gewaschene Wolle gestossen, die hingegen war nur 1/3 des Preises vom Bolli/Schweiz. Aber sonst war das Wollangebot mager. Auch Seide oder Jaquard wurden wir nicht wirklich fündig. Und als sich dann nach und nach der Magen zu Wort gemeldet hat, haben wir aus lauter Frust halt Leinen gekauft, genügend für ein, zwei weitere Futter…

Stoffmarkt lohnte sich nicht wirklich, es sei denn man hat grad kurzfristigen Bedarf. Schade, aber ist die Erkenntnis.

Der Stadtbummel in der Altstadt und der Salat mit Beilagen und Käse hat dann doch erfreut. Zwischen den alten Häusern war es angenehm kühl. Auch ein Blick auf das Münster lag drin, ebenso der Besuch einer Gelateria. (Jene mit der längsten Schlange davor, soviele Leute können sich nicht irren). Mit einem Eis und etwas zuviel Sonne gings gegen 17 Uhr wieder heimwärts, und um 21 Uhr waren wir dann zuhause. Fazit: Freiburg ist einen Ausflug wert, der Stoffmarkt nicht unbedingt.