Rückblick vom Grossconsommer, dritter Teil

Drittes dieses Jahr: Epic Empires. Mein erstes Mal in Bexbach, als Knecht des Herrn Edwin von Gent. Gerüstet mit wolkowischem Akzent, einer schnell zurechtgelegten Hintergrundstory und einer Hellebarde. Ich wusste nicht so Recht auf was ich mich einlasse, da ich noch nie mit dem Gent zusammengespielt habe. Auch das Pilgerlager, in welchem sich “mein” Ritter angesiedelt hat, war mir unbekannt. Was ich wusste, waren einige Details.

Dann im Pilgerlager war ich eher zurückhaltend. Mit wenig Ahnung vom Ceridentum und von der Lyrienkampagne schien es mir besser, vorsichtig zu sein. Wer mich kennt, weiss aber das Zurückhaltung nicht zu meinen routinierten Tugenden gehört. So habe ich mich dann doch reingestürzt. Das Pilgerlager hat, wie ich finde, viel von einem Ceriden-Ambiente-Heerlager gehabt. Schade, aber trotzdem waren einige rechte Highlights da:

Feldscher Laslo

– Laslos Lazarett. Direkt neben dem Eingang des Pilgerlagers gelegen. Laslo hat mich schon vor Jahren mit einer Operation in Faszination versetzt. (Scaltyr-Saga I).
Mittlerweile stelle ich fest: Laslo (also, der Charakter) wirkt auf mich wie ein Handwerker. Er kennt seine Arbeit, und weiss dass sie dem Verwundeten hilft. Allfällige Schmerzen, die der Patient erleidet, die wünscht er nicht. Er weiss aber, dass sie notwendig sind. Wenn ich so etwas innert einem Spiel herausspüren kann, ist das ganz grosses Kino.

– Die OT-Disziplin und der Vertrauensvorschuss im Pilgerlager. Da sind ~30 Spieler, die alle wegen ihrem Spass gekommen sind. Und im Kriegsfall stellen sie sich ohne zu murren in eine Schlachtreihe, wie auch immer sie verlangt ist. Im Schnitt sind die Pilger mit Helmen und Hellebarden ausgerüstet, die Formation heisst Geviert. Doch der Vorschuss an Vertrauen gegenüber dem Hauptmann, dem kommandierenden Spieler, ist gross. Wenn er diese Leute in einen Pfeilhagel führt, bleiben sie stehen – bis er es bemerkt. Wenn er “Vorwärts” sagt, werden die letzen drei marschieren.  Wenn er sich umdreht, und das Geviert aus der Flanke angegriffen wird – dann sterben Spiessknechte, ehe sie sich trauen, die Formation eigenmächtig umzudrehen.

Am Anfang einer grösseren Larpschlacht schon im Lazarett zu liegen kann Spass machen. Trotzdem macht es unbestreitbar ebensoviel Spass, Mitspieler mit Schaumstoffwaffen zu hauen. Daher bin ich erstaunt, wie selbstverständlich da ein Stück Spielspass in die Hände eins Mitspielers gelegt wird. Und es freut mich, dass dem so ist – Ich finde, Verantwortung beim Hauptmann schafft dort ein Stück weit Kompetenz.

 

Zu guter Letzt, was hat mir selber am meisten Spass gemacht? Der Tanz am St-Klara-Fest am Samstag. Aber das ich gerne tanze, ist kein Geheimnis. Das Duell in der Endschlacht, gegen einen helmlosen Rüstungsträger, der mit Schwert&Schild aufs Maul bekommen hat? (Von mir als einsamem Hellebardier). Es ist eigentlich der Moment, wo ich bei Laslo im Lazarett lag. Ich habe das erste Mal seit Jahren Spass an einer Verletzung gehabt. Noch weiss ich nicht, ob es die konventionelle Behandlung bei Laslo war. Ob es die Tatsache war, dass da absolut kein “Fun”-Faktor ins Spiel einfloss, kein “Sadismus” des Chirurgen spürbar war. Ob es einfach ein guter Tag von mir war. Aber auf jeden Fall hat es mich geistig bewegt, so dass ich “Heilerspiel” wieder als coolen und wichtigen Aspekt einfliessen lassen kann. Denn nachdem ich es jahrelang vermieden habe, freut es mich, dass eine Facette für mich wieder offen steht.