Pfadiheime schaden dem Spiel?

Das Pfadiheim, geliebt und gehasst, Quell der Spielfreude und Schaden der Aristokratie!

Dieser Artikel ist ein Ableger des Contakt2015 – Artikels. Er basiert auf dem entsprechenden Vortrag von mir an eben der Contakt2015.

Grundlage! Der grösste Teil der Spiele in der Schweiz findet in Pfadiheimen statt. Stellenweise sind es "Naturfreundehäuser", "Jugendherbergen", "Ferienhäuser" oder auch "Superspielnaturnahefreundehause42". Ich nenne sie der Einfachheit halber "Pfadiheime". Wir finden sie zum Beispiel auf dem Pfadiheim-Verzeichnis, oder auf dem Naturfreundehaus - Verzeichnis. Typisch für diese Art von Haus ist ein rustikaler Stil, Täferung an den Wänden, Zimmer als Massenschlag und eine Küche die "Schnippo", "Riz Casimir" und "Spaghetti Bolo" schreit. Meist etwas abgelegen, mit Wald und Feuerstelle. Genau der Ort für Abenteuer, wir profitieren etwas von den daran hängenden Erinnerungen. Doch da knackst es....

All diese Essräume, Massenschläge und Feuerstellen müssen in unserer Vorstellung nämlich zu Thronsälen, Jagdhäusern, "des Herzogs Refugium" und derlei werden. Da wird munter ständig eine neue schmale Fassade draufgeklatscht, und jedes Mal sind dieselben Probleme vorhanden: Abzutarnende Heizungen, bescheuerte Plastikstühle, Infoblätter und Trophäenvitrinen an Wänden. Kerzenverbot (mittlerweile mit LED gut umgangen) und eine halboffene Küche mit jahrzehntelang blank gescheuertem Chromstahl. Stellenweise auch eine Vermietermentalität, die nicht über den Vereinsabend des Turnvereins Hinterpfupfingen hinaus reicht.

Das muss ein Ende haben! Die Rotberg und die Ehrenfels sind doch nicht die einzigen Ausnahmen, die uns zur Verfügung stehen. Ich will Audienzen in Sälen. Ich will Belagerungen. Ich will (Zelt-)Städte. Ich will Brückentrolle unter Brücken und Dungeons in aufgegebenen Bergwerken. Ich will Flussfahrten, Zugreisen (Mord im Orientexpress in einem Dampfzug von Schaffhausen nach Bellenz) - naja, zumindest wünsche ich mir so Sachen.

Ich glaube fest, dass sich das Schweizer Larp durch das immerwährende Benutzen von Pfadiheimen einschränkt, denn die Location spielt bei der geforderten, gestützten und gewünschten Immersion eine grosse Rolle. Und das Pfadiheim ist eigentlich nur für eine Art von Spiel ideal: "Cthulhu-Entdeckungen um eine kleine Gruppe Rover, die ein Wochenende im Pfadiheim verbringen wollen".

Was haben wir, was wollen wir? Ziel dieses Vortrages ist es, “Pfadiheime” zu hinterfragen und eine Utopie zu erträumen, ein Ideal dem man folgen kann.

Dazu gehört im weitesten Sinn auch Claus Rasteeds Video: On hyping larps (for Mittelpunkt 2014)

“Wer keine Schlösser im Land hat, will welche sehen.” Das ist für mich einer der wichtigsten Sätze im Video, fast so wichtig wie “Hört auf meine Zeit zu vergeuden!”

—*—-*—-*—-*—-*—*—-*—-*—-*—-*—-*—-*—-*—-*—-*—-*—-*—-

Anfang Februar, Zusatz:

Ich war ziemlich neidisch auf das “College of Wizardry” von diesem Rasteed – es sieht halt einfach soooo toll aus. Einmal im Leben diesen September-Brief von der Schule zu bekommen? Ich kriege sogar beim Tippen des Textes hier, alleine durch den Gedanken daran, Hühnerhaut. Ich will diesen ver… Brief doch eigentlich auch.

Erklärung:College of Wizardry” ist ein dänisch-polnisches Teamprojekt um eine Zauberei-Schule, ähnlich Hogwarts, für weiterführende Kurse zu besuchen, deshalb nennt es sich “College”. Das Spiel findet in Polen in einem Schloss statt und besticht durch die Atmosphäre dort / Unmengen an Props und Basteleien.

Aber jetzt, nachdem sich die Contakt-Teilnehmer lose ausgetauscht haben, wie man einen Schritt in Richtung “Neue Locations erschliessen” macht, kommt dieser Rasteed und haut eins drauf: Das “College of Wizardry” will das Schloss nämlich kaufen, mit einer Crowd-Founding-Kampagne um die notwendigen 50’000 US-Dollar zu bekommen. Ich könnte heulen (erneut), es ist so gemein. Ich halte einen Vortrag über das “Problem Pfadiheim” und habe zehn Jahre gebraucht, um es als Problem wahrzunehmen. Anderswo kaufen sie Schlösser. Das Ganze läuft über die Plattform indiegogo.com und bietet Kaufoptionen von 5$ bis 75’000$ an. Für 5$ kriegt man immerhin eine Notiz auf der Spender-Website, für 75’000 organisiert die “College-of-Wizardry”-Orga ein Spiel nur für den Spender (und 125 Andere).

So, und zusammenfassend: Was haben wir in der Schweiz, was unsere Cons super macht? Welche Location ist weltweit die beste ihrer Art und in Schweizer Hand?

Und daraus resultierend für Organisatoren: Was macht euer Spiel einzigartig? Was gibt es nur bei euch, und sonst nirgends in der Schweiz?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert