Fantasylarp heisst nicht nur, sich zu verkleiden und in einer Jugendherbergsburg umher zu hüpfen. Nebst einigen grundlegenden Schauspielfähigkeiten kommt der Sprache eine Bedeutung zu, denn zu einem guten Teil tauschen die Charaktere darüber Informationen aus. Dabei werden gerne Begriffe und Formulierungen weggelassen oder ersetzt, die aus Sicht der Spieler nicht zum Ambiente beitragen. Andere werden stattdessen zugezogen und sollen die Atmosphäre stützen.
Eine solche marktsprech-angelehnte, leicht altmodisch angehauchte Sprache sich bewusst sein muss, dass sie das Spiel beeinflussen wird.
Sprache beeinflusst:
Hinter einem Wort steckt ein Konzept. Eine Ansammlung an Ideen, Gedanken und Informationen, die zu einem Wort gehören und die es in ein System an Bedeutungen einbinden. Dieses Konzept wird sich in einer lebendigen Sprache wie dem Deutschen auch immer wieder verändern, ebenso wie es verschobener Bedeutung bei verschiedenen Menschen unterliegt. Eine gewisse Übereinkunft erhält man, wenn man in einem Wörterbuch nachschlägt: Der Duden hilft. Beispielsweise ist ein Speer nicht dasselbe wie eine Lanze, ein Messer ist kein Dolch und ein Scherge dient keinem guten Zweck. Es gilt also, Worte zu verwenden die die gewünschte Bedeutung tragen und gleichzeitig die Atmosphäre stützen.
Weiterhin benutzen Liverollenspieler im Spiel einen Soziolekt. Damit ist eine Sprachvarietäte gemeint, die von einer bestimmten Gruppe benutzt werden und deren Worte bestimmte Bedeutungen haben. Als Beispiel: “Kurzwehr” und “Langwehr” bei Landsknechten für die Stangenwaffen und kurzen Beiwaffen. Das zieht sich aber auch ausserhalb des Spiels weiter: Ein gutes Beispiel dafür ist das Wort “Gewandung”, mit dem gewisse Szenen (Bspw. die Larper) ihre Kostüme meinen – für Künstler die im plastischen Bereich arbeiten, steckt ein anderes Konzept dahinter. Der IT genutzte “Soziolekt” zeichnet sich u.A. durch eine Abwesenheit von als störend empfundenen Worten aus, teilweise auch durch Formulierungen die sich auch grammatikalisch von der Alltagssprache abheben. Es ist also so, dass Worte und ihre Konzepte durch die Sprecher angepasst werden, gestützt durch den Wunsch die Atmosphäre zu verdichten und das Erlebnis zu erweitern.
Beides zusammen – Konzepte hinter Worten und “Soziolekt” – führt leider manchmal zu unpassenden oder sogar falschen Strukturen, die sich wie ein Korkenzieher durch den Kopf fressen: Man weiss, was der Sprecher/Schreiber meint, merkt aber auch dass er scheitert.
Beispiele:
- Einige (vorher) unbescholtene NSC wurde im Chronik-Text der Orga nach dem Spiel zu “Schergen des Fürsten”, womit sie mitsamt ihrer selbst auch noch den Fürsten diskreditierte. Der weitere Weg wurde somit klar: Ungeachtet dessen, wie die Charaktere agierten, das weitere Spiel wird gegen den Fürsten gehen.
- Ein “Emporkömmling aus dem Adel” aus der Spielausschreibung, der sich am Spiel einfach als “neuer Charakter” erwiesen hat. Mit dem “Emporkömmling” hatte der Charakter nichts zu tun.
- “Ein Schober voll Korn” hört sich richtig an, aber gemeint ist vermutlich “Ein Schober Stroh” oder “Ein Scheffel Korn”.
- …tbc
Es geht mir weder darum, pingelig auf die Rechtschreibung zu pochen noch geht es mir darum, jemanden anzuprangern. Ich will darauf hinweisen, dass das Fantasy-Larp nur aufgrund von “Fantasy” keinen Freibrief für irgendwas bietet, sondern sich mit normalen Menschen begnügen muss. Diese wiederum müssen von der ihr bekannten Kommunikation ausgehen, mit der das Spiel beeinflusst wird – und ein bisschen schlechtes Marktsprech eben nicht ausreicht, um dem Ambiente zu genügen. Wenn die Sprache im Spiel sich ausdrücken will, so bieten sich aus meiner Sicht eher Wortlisten an – das Grosse Heer hat ein gutes Beispiel davon. Gemäss Hintergrund versucht man, Alltagswörter durch passende Wörter anzupassen. Besser als (hinter-)hofhälterisches Geschwurbel wird es allemal sein.
Links