Ceridentum – was noch da ist

Der Falschmünzer-Chris hat dieses Jahr aufgerufen, dass man sich aufmache und sammle, was an Hintergrundmaterial zum Ceridentum (und zum Landeshintergrund Lyrien) noch vorhanden wäre. Er hat tatsächlich eine Menge an Material gesammelt, das derzeit nur in einer Dropbox liegt. Vorerst bleibt der Landeshintergrund Lyrien noch da, wo auch immer er ist – aber das restliche Material sei nicht zu vernachlässigen. Es gibt noch einige Links;

Und es geht weiter, wir haben eine Menge Kram:

Dann sind da Bilder über die Versuchungen:

Mittelfristig wäre es nett, das Ceridenwiki wieder irgendwann online zu stellen. Doch vorerst sind hier, tendenziell zu lyrischen Ceridentum, Infos aufgeschaltet. Ich habe keine Ahnung, wer was hergestellt hat und wer was braucht. Sollte ich da etwas hochgestellt haben, dass ich nicht sollte – zu spät. Es geht mir, und auch dem fleissigen Sammler Chris vor allem darum, das Material online verfügbar zu haben. Noch ist es unvollständig und noch ist es unsauber aufgeschaltet, ich habe einfach alle Dokumente kommentiert.

Viel Spass damit.

 

 

Spielbericht: Die Eröffnung

Am letzten Freitagabend war in Winterthur ein kurzes Spiel. Da ich sowieso auf dem Weg dorthin war, habe ich die Gelegenheit genutzt und das Spiel besucht.  Zuerst, der beschrieb aus dem larpkalender.ch1920, im Jazzkeller Blue Note in Winterthur. Heute ist die Einweihung des Clubs. Der Clubmanager hat für diesen Anlass den Weltstar Willi Hammock organisiert. Die ganze deutschschweizer Jazz Szene in Aufregung. Dreieinhalb Stunden vor der Türöffnung verliert die Band eines ihrer Mitglieder. Wie ist der Saxofonist gestorben? Wie schafft es das Club-Team, dass die Eröffnung doch noch klappt? Kann der Clubmanager die Polizei aussen vor halten? Und was macht die Band ohne Saxofonist? Kommt Bassists Junior nun zum Zug? Schafft es der Groupie den Star rum zu kriegen? Kann die Eröffnung sabotiert werden?

Zuerst der Ablauf, was ist genau passiert? Nach dem Start um 19 Uhr fanden zuerst zwei kurze Workshops (Dazu ein anderes Mal mehr) statt. Anschliessend startete das Spiel und folgte mehr oder weniger dem im larpkalender.ch ausgeschriebenen Ablauf – mitsamt der angekündigten Leiche in der Mitte des “Zweiten Aktes”. Ich habe, in der Rolle des Barkeepers Karl, meine Zeit grösstenteils hinter der Bar verbracht und nur einmal einen verdächtig schweren, gerollten Teppich im Keller umher geschleppt. Ansonsten habe ich versucht, klischeehafte Bargespräche zu führen und habe oftmals die von meinem Charakter favorisierten Schallplatten abzuspielen. Was zwar überhaupt nicht Jazz war, aber spielerisch zu Diskussionen geführt hat. Die Location war das Blue Note in Winterthur – Jazzclubspiel in einem Jazzclub, also Top-Wahl. Der Plot war, soweit mir bekannt, das Geflecht aus Briefings mit einem vorgängig bekanntgegebenen Ablauf des Abends – Hauptelement war bestimmt der Tod des Saxophonisten. Ob es eine Auflösung für das ganze Spiel gab, weiss ich nicht, aber für einzelne Charaktere hat sich in ihrem Leben viel verändert – in den knapp vier Spielstunden. Das Essen war zweckmässig, aber uninteressant: um 20 Uhr gab es, direkt vom Pizzaservice, Pizzen die geschnitten jedem zur Verfügung standen. Getränke wiederum waren über die Bar verfügbar, Bier, Wein, eine kleine Auswahl an Drinks per Strichliste verfügbar.

Die Kommunikation mit der Orga verlief kurz, knapp und zielgerichtet: Anmeldung, Bestätigungsmail, Infomail 1&2 – ich hatte alle Informationen um mit dem Spiel starten zu können. Weiterhin hätte ich Zugriff auf die Charakterbeschriebe der anderen Charaktere gehabt und es stand in meiner Verantwortung das zu Lesen, was für meinen Charakter meiner Meinung nach Sinn gibt. Somit lässt sich auch die Organisation als gelungen bezeichnen, wir folgten dem Zeitplan und die Bedürfnisse – sowohl OT als auch das Spielen bezogen – waren gedeckt. Spielstil und Regeln waren ebenfalls geklärt, ebenso wie Geschlechterrollen und settingbezogene Details.

Fazit: Kurz, interessant, gelungen. Vermutlich wäre durch mehr Eskalation auch mehr Spass entstanden – aber aus meiner Sicht gab es genügend Konfrontation zwischen den Charakteren, wenn auch mehr möglich gewesen wäre.

Was hat mir gefallen?

  • Jazzspiel im Jazzclub mit Jazzmusikern ohne dass jemand “Musik machen” können musste.
  • Freitagabendspiel mit der Option auf den letzten Zug zu gehen. Ich musste nicht das Ganze Wochenende freihalten
  • Aufwand und Kosten im unteren Bereich – es muss kein Superlativ sein, wir begnügten uns mit ein paar Stunden Spiel

Was hat mir nicht gefallen?

  • Anzahl Spieler – Die Location und das Spiel hätten aus meiner Sicht fast doppelt so viele Mitspieler vertragen. Wie schlechtes Wetter sorgt meines Erachtens Enge dafür, dass mehr Interaktion stattfindet.

Spielgeld und Gedanken dazu (II)

Nach dem ersten Teil gibt es heute Gedanken zum Umgang und -lauf des Spielgeldes. Zuerst einige Grundregeln: Was ist Geld? Wikipedia meint lapidar: “Geld ist jedes allgemein anerkannte Tausch- und Zahlungsmittel.” Selbes lässt sich auch für Liverollenspiel meinen, mit Geld (Silber, Münzen, usw.) meinen die Spieler ein “Tausch- und Zahlungsmittel”. Das sind üblicherweise Münzen-ähnliche Gegenstände aus Metall. Ebenso üblicherweise entstammt dieses Geld einem komplexem Kreislauf, bei dem Arbeit, Dienstleistungen, Bezahlung und Bedürfnisse zusammenspielen. Für Liverollenspiel schränkt sich das allerdings ein, denn beispielsweise Grundbedürfnisse werden üblicherweise nicht über Spielgeld abgegolten. Ebenso findet ein Teil des Geldkreislaufes ausserhalb des Spiels statt, deshalb ein Abriss des Ganzen:

Woher stammt das Spielgeld? Zwei übliche Quellen sind mir bekannt: Die Spieler statten ihre Charaktere mit Geld aus oder die Orga stattet das Spiel mit Geld aus. Zweiteres ist beispielsweise am Drachenfest üblich, drei Kupfer pro Charakter – Checkin.  Alternativ kaufen die Spieler es zu, beispielsweise bei McOnis Handelskontor oder durch eigenen Zinnguss.

Was ist es wert? Zwei Varianten: Die erste sind Listen, auf denen der Ersteller des Hintergrundes angibt, wie er sich seine Welt vorstellt, beispielsweise bei der Cendara-Kampagne. Die zweite Variante ist der Praxis näher “Jedes Ding ist wert, was der Käufer dafür zahlen will”. Das bedeutet aber auch, dass eine spielerische Schnittmenge zwischen Käufer und Verkäufer entstehen muss, die – wie anfangs angesprochen – der Ware Wert zumisst. Am häufigsten sind mir bisher Mischformen beider Varianten begegnet.

Was ist der Zweck von Spielgeld? Erstens natürlich soll es als Wert-Gegenstand, als Handelsware dienen. Zweitens, und das ist der wichtigere Punkt: Spielgeld soll das Spiel bereichern. Es dient als Artefakt, das der Erzeugen eines Spielangebotes hilft dienen, es soll als Stütze der Interaktion zwischen zwei Spielern bereichernd sein. Beispielsweise: “Wenn du mir hilfst, die drei Diebe zu entlarven, gibt’s drei Silberstücke. Na, interessiert?”

Wo geht es nach der Beschaffung hin? Idealerweise: Es wandert während der klassischen Wochenendveranstaltung von reichen Charakteren zu armen Charakteren. Es ist die Spende für Bettler, der Kauf von Keksen, die Bestechung von Wächtern usw. und dient dabei als Requisit für Rollenspiel. Dummerweise schwindet die Geldmenge aber ständig:

  • Während sich die elegante Lösung, dass man sowohl arme als auch reiche Charaktere spielt und sich somit querfinanziert, aufdrängt, bespielen aber nicht alle reiche und arme Charaktere – Spielgeld bleibt zur “späteren Verwendung” zu Hause.
  • Die Larpszene hat eine hohe Fluktation, vermutlich liegen in zahlreichen Haushalten von ehemaligen Spielern noch Spielgeldreste.
  • Charaktere – und Spieler – planen voraus – man könnte ja noch Münzen später brauchen. Und so geht viel “potentielle Kaufkraft” am Spiel verloren, bis am Sonntagmorgen die drei Startmünzen in den Rucksack zur Heimreise wandern. Sie wurden schlussendlich doch nicht gebraucht.
  • Bei der gleichmässigen, nicht charaktergebundenen Startgeldvergabe bekamen auch der Schamane und die beiden Elfen Startgeld. Es blieb unangerührt, weil das Charakterkonzept kein Geld vorsah. Und weg sind’s…
  • Die Münzen waren richtig cool: Ein Teil der Spieler hat welche als Erinnerungsstücke eingepackt, gerade weil die Orga betonte, “man habe nur knapp hundert Stück gemacht!”
  • Ein Spieler, der nur alle zwei Jahre auf ein Spiel fährt, hat einen Grossteil erspielt. Der Charakter, obschon unbespielt, bleibt anderthalb Jahre lang reich… und alle anderen in der generischen Spielwelt Agierenden haben die Münzen nicht zur Verfügung.

Warum ich trotzdem darüber schreibe? Trotz all dieser Punkte steckt im Hinterkopf manch einer Orga und mancher Spieler eine kompletter Wirtschaftskreislauf: Verdienst, Kapital, Arbeit… je nach Wissenstand bunt gemischt mit historischem Wissen und schnell einmal sind vier Asse der Grundlohn des Landsknechts. Deshalb, hier noch einmal klar gesagt: Es gibt auf einem Liverollenspiel keinen kompletten Wirtschaftskreislauf, es können bestenfalls Teile simuliert werden. Und hier ist die Orga in der Pflicht: Sie kann die Geldmenge auf genau eine wirksame Weise beeinflussen und zwar durch das Ausschütten von mehr Geld. Münzensammler, knappes Startgeld, Zurückhalten von Ausgaben und langfristig abwesende Spieler – alles kein Problem, die dem Spiel zur Verfügung stehende Menge an Münzen bleibt hoch genug. Denn der Zweck des Spielgeldes darf nebst all seinen interessanten Zusatzfunktionen nicht untergehen: Es soll Spielsituationen erzeugen helfen.

Daraus mache ich zwei Aussagen: Als Spieler sollte ich mit meinem Spielgeld auch spielen: Ausgeben! Konjunktur ankurbeln, etwas bewirken! Spielgeld erzeugt keine spielerische Handlung – als deren Stütze es dienen sollte –  wenn es im Geldbeutel liegt, sondern dann, wenn es als Gegenwert für etwas gehandelt wird. Zweitens, als Orga sollte ich mein Spiel mit viel Geld ausstatten, denn nur wenn die üblichen Ablaufkanäle, in denen das Spielgeld zwangsläufig versickert, gesättigt sind, verbleibt genug um dem Zweck zu dienen. Kurz und knapp: Viel Geld und grosszügiges Ausgeben ist das Ergebnis der Beschäftigung mit dem Kreislauf des Spielgeldes.

 

 

Faraos Cigarer in Kopenhagen

Über Ostern war ich in Kopenhagen. Nebst den obligaten Sachen (Foto mit der Kleinen Meerjungfrau, Königliches Dänisches Zeughaus und Stadtrundgang) hatte ich auch ein paar spezifischere auf dem Programm:

Faraos Cigarer

Ein Muss? Die haben auf der einen Strassenseite einen Comicladen, auf der anderen Strassenseite einen Larp-Laden. Nicht schlecht, finde ich. Von aussen sieht das folgendermassen aus:

Der (einer?) Larp-Laden in Copenhagen
Der (einer?) Larp-Laden in Copenhagen

Unauffällig, ne? Im Innern war es allerdings für mich eher ernüchternd. Wer schon einmal das Conquest of Mythodea oder das Drachenfest besucht hat, wird von der Menge der Larp-Artikel kaum erschlagen. Interessanterweise hat es auch eine Ecke für Fasnachts-Artikel. Ansonsten: Saubere Auswahl. Man könnte sich, larp-generisch, komplett ausstatten. Besonders angetan hat es mir die Mischung mit Stormtrooper und Dekodrache:

Interieur im Faraos Cigarer
Interieur im Faraos Cigarer

Besonders angetan war ich von den Weinflaschen. Ich bin ja der Meinung, dass Sander unbeschreibliches aus Schaumstoff macht – aber die Flasche musste ich echt auch in einem zweiten Blick checken. Sie war aber tatsächlich aus Schaumstoff…

Schaumstoff-Weinflasche. Hat mir gefallen, sehr hübsch.
Schaumstoff-Weinflasche. Hat mir gefallen, sehr hübsch.

 

Ebenfalls toll finde ich immer noch Spielgeld jedweder Art. Da standen zwei Kisten rum – richtig Schatzkisten-mässig. Dummerweise aber auch nur schwach gefüllt, also richtig Larp-mässig.

Schatzkiste im Faraos
Schatzkiste im Faraos
Metallmünzen Dänemark
Metallmünzen Dänemark
Plastikmünzen
Plastikmünzen

 

 

 

 

 

 

Man findet den Laden in Kopenhagen in der Klosterstræde 22. Kein Muss, aber ein Blick über den Tellerrand schadet nie.

 

College of Wizardry II

Was ist das?

Das College of Wizardry ist ein Liverollenspiel in Polen, eine polnisch-dänische Koproduktion die zuerst direkt, mittlerweile aber nur noch sinngemäss auf Harry Potter basiert.

Warum “II” im Titel?

Bereits an der ConTakt haben wir das Video von Claus Rasteed gehypet, deshalb basiert der Beitrag lose darauf. Leider-leider ist aber der eigentlich Anlass nächste Woche das “CoW 4”, dicht gefolgt von “5” und “6”…

Was mache ich damit überhaupt?

Leider schreibe ich nur darüber. Ich habe während des Semesters keine Zeit, nach Polen zu fliegen – die Präsenzregelung meiner Hochschule ist nicht unbedingt darauf ausgelegt, dass irgendjemand irgendwann fehlt. Somit werde ich dann in den Präsenzlisten unterschreiben gehen müssen. Allerdings geht Isa von Carusoworld hin und bastelt seit Wochen dafür. Ich darf zusehen. 🙁 Also beschäftige ich mich geistig ständig damit.

Zusammenhänge?

Viel zuviele. Ich habe der indiegogo-Kampagne gespendet, bzw. den Perk “Your Own House Portrait” gekauft. Ich wollte schon immer à la Dumbledore aus einem Bilderrahmen lachen, während Studenten der Magie in den Gängen rumwuseln und sich vor dem Hausmeister, den anderen Häusern, den Lehrern (vor wem läuft Harry eigentlich nicht weg, während seiner Hogwartszeit?) und magischen Untieren verstecken. Ich bastle jetzt am Zauberstab (mit LED!) meiner Freundin rum. Ich stecke ominöse Kleider meiner Freundin ab, die aus meiner Sicht an Luna Lovegood erinnern. Ich gucke weitere Videos von Rasteed und dem Spiel. Zwischendrin habe ich einen Job und eine Vollzeitstudium, manchmal bastle ich auch etwas…  und statt Cons zu besuchen – die Situation in der Schweiz ist sehr mager, derzeit – informiere ich mich über Liverollenspiel ganz allgemein. Dabei entstand der Artikel über österreichsche Bastler, der Linkbereich wurde etwas verändert und… dann ist da ist noch Mo Mo O’Brien aus Kanada. Ich gucke ihren Vlog hin und wieder, genauso wie den ihrer Kollegin. Aber dann kam Mo Mo und meinte, dass sie die Möglichkeit hätte, ebenfalls nach Polen zu gehen… Ticket gratis. Fürs CoW. Leider wohnt die Frau in …. Ontario? Das Dilemma wird dann verarbeitet:

 

Naja, wie könnt’s auch anders sein: Ich habe auch da gespendet. Diesmal aber nur 5$, mehr lag einfach nicht drin…. Aber es freut mich, dass sie es geschafft hat. Das einzige, was wieder nicht dabei raus springt ist irgendwas für mich. Ich freue mich also auf die Spielberichte und Fotos eines Spieles, dessen Existenz seit Monaten in meinem Kopf ist und an dem ich nicht teilnehmen kann. Ziemlich frustrierend, kann ich also sagen…

Daraus folgere ich:

  • Wenn klar ist, wozu das Geld dient, bin ich spendabler. Ob ich es aus Vorerfahrung oder per Homepage herausfinde, sei erst einmal nebensächlich.
  • Meine Hackfresse ist nichts für Vlogs. Ich muss mich auf Schreiben verlegen. Ob Jupp aber vielleicht einmal seinen Podcast-Plan umsetzt….?
  • CoW: Mit dem richtigen Team und einer Vision läufts. Ich suche noch die Vision…
  • Jens Scholz mit seinem “Das deutsche Larp redet nicht über sich!” hatte vielleicht wirklich recht – warum hallt das CoW oder vergleichbare Projekte so wenig bei uns nach?
  • ..
  • .
  • Larp ist auf Con. Ich war diesen Herbst wenigstens noch am Unland, wenigstens dazu reichte das Geld…

 

Spielbericht zum Unland folgt bald oder nicht. Vielleicht verprochen!

Parallelgesellschaften im Spiel

Anlässlich der Debatte in Deutschland bezüglich der Einwanderer / Flüchtlingen / Asylsuchenden / Einreisenden… [setze deinen politischen Term hier ein].

Sind wir als Liverollenspieler nicht immer wieder Immigranten?

Oder bitten wir um Asyl? Aus einer Laune heraus: Wenn ein Immigrant in sein neues Zielland kommt, so hat er mit zahlreichen Problemen zu kämpfen. Alle, die schon einmal über längere Zeit im Ausland waren, kennen das Phänomen: Ganz simple Alltagsdinge sind furchtbar faszinierend, weil sie sich einfach von den bekannten unterscheiden. Und so ergeht es uns, ob wir wollen oder nicht, gegenüber einem Larphintergrund. Wir wandern ein, (Starten das Spiel) und fangen an in bester Manier, indem wir uns jemandem vorstellen: „Mei, Grüess di, ich bin der Bauer Jupp und wollt’s mir ma n schönen Abend hier machen. Wie heisst’n du?“ Und das gegenüber erwidert: „Mae Govannen, Fremder. Nur meine heutige Grossmut lässt zu, dass du weiterhin hier sitzen bleibst.“ Alternativ auch: „Ey, wir spielen schon!“. Irgendwie entsteht Reibung durch unterschiedliche Auffassung vom Hintergrund. Jeder der beiden hat das Gefühl, er sei der Einheimische. Und jeder der beiden glaubt, der Andere sei “fremd” hier, schliesslich kennt er die Bräuche nicht. Ungefähr so fühlt sich wie der Immigrant, wenn er an der Coop-Kasse zu feilschen versucht. Oder wie der Bauarbeiter, der zwischen Elf und drei eine Siesta machen will. Vielleicht aber auch einfach wie der Mann, der verzweifelt den „Omnibus nach Worb“ will, nichtsahnend dass die Einheimischen das Transportmittel „Bähnli“ nennen und er es deswegen nie finden wird…

Spieler sind immer mal wieder Immigranten, und wenn niemand die Immigranten integriert, bilden sie Parallelgesellschaften. Und weder die Gesellschaft noch die Spielerschaft braucht ihr China-Town oder ihre geschlossene Heldengruppe, schliesslich ist es – zumindest im Liverollenspiel – ein „Miteinander“, nicht ein „Nebeneinander-und-ihr-macht-alles-falsch“.

Kein Highlight, aber ich werde mich bemühen, einen Einwanderungstest zu bestehen. Wenn er denn vorhanden ist. 😉

“The Prohibition, Part One”

Ich besitze eine neue Kamera!*

 

Beschrieb aus dem larpkalender.ch: “Es ist das Frühjahr 1920, irgendwo an der Ostküste kurz vor der Einführung der Prohibition. Im ganzen Land kein Alkohol mehr…
Das gehört von den drei Dons der Stadt und ihren Geschäftspartnern natürlich gefeiert! So trefft ihr euch um auf die Prohibition anzustossen und natürlich auch um den neuen Schwarzmarkt untereinander aufzuteilen.”

Hier nur ein kurzer Abriss, diesmal meine ich “kurz” mit “kurz”: Location: Limmathof, Restaurant Weinstube. 30 Plätze, also eng, aber gutbürgerlich und passend für dieses Spiel. Inklusive zweier Hinterzimmer. Keine Unterkunft, weil es ja nur ein Nachmittag/Abend ohne Übernachtung war. Spielerschaft bunt gemischt, aus meiner Sicht alte Bekannte und mir völlig Fremde, aber gestandene Frauen und Männer, keine neunzehnjährigen Paladine. Barttrachten wurden hochgeschätzt, ich selber “oute” mich als Fan von Jupps Schnauzer. Einige tolle Anzüge, einige etwas zu gross/klein, aber für das Flair lassen wir gerne auch mal “Fünfe gerade sein”. Organisiert durch zwei Spieler vom Stammtisch Zürich, Jan und Carlo. Es lief aus meiner Sicht rund – Essen, Briefings, Gadgets, Klopapier und Roulettezubehör war alles vor Ort. Wer wann wo sein sollte war ebenfalls klar, wer was spielte ebenfalls. Essen, zum Schluss: Top. Über mehr als eine Stunde hinweg gab es Apéro-Häppchen apéral angehauchtes Essen in rauen Mengen.

Ablauf: Der Vorabend der Prohibition in den USA. Die New Yorker Mafiosi treffen sich in Chicago, in neutralem Terrain unter der Schirmherrschaft von Al Capone. Ihre zukünftigen Kunden sind eingeladen.… Im Vorfeld, über die Homepage des Veranstalters musste man sich entscheiden, ob man zu einer Mafia gehört oder einfach nur Ladenbesitzer war. So hat die Orga für eine gute Mischung aus “Angebot” (Mafia) und “Nachfrage” (Ladenbesitzer) gesorgt. Denn das Ziel des Spieles war für alle der Profit! Und während die Ladenbesitzer Alkohol kaufen wollten, konnten verschiedene Mafiosi liefern – oder eben nicht.

Das sah dann ungefähr so aus:

Absprachen unter Mafiosi (Zweckentfremdetes Foto, hier eher künstlerisch-unternehmerische Differenzen
Absprachen unter Mafiosi (Zweckentfremdetes Foto, hier eher künstlerisch-unternehmerische Differenzen)
Capo di Capi (Auch zweckentfremdet, der Charakter sitzt nur zentral unter der Karte. Aber ey, es sieht aus wie der Capo di tutti Capi)
Capo dei capi (Auch zweckentfremdet, der Charakter sitzt nur zentral unter der Karte. Aber ey, es sieht aus wie der “Capo di tutti i capi”)
Eintrag in das Buch - ein Werkzeug der Orga: Der Mann im schönsten Anzug
Eintrag in das Buch – ein Werkzeug der Orga: Der Mann im schönsten Anzug

Top: Die Orga liess die Charaktere sich Out-of-Game noch einmal vorstellen, schliesslich kennen die Charaktere sich. Das kann man per Fotos, Homepages oder komplexer machen, hier hat die stabilste und zuverlässigste Variante ihre absolute Berechtigung bekommen: Vor Spielstart sagt jeder kurz, was er spielt.
Die “Geschäfte” wurden zentral gesammelt, das heutige (16.2.2015) Infomail der Orga zeigt auch, dass ausgewertet und bearbeitet wird. So machen Aktionen Spass, denn alles was getan wurde, hat nun Auswirkungen auf “Part Two“.

Flop: Meine neue Weste wurde nicht fertig. Ich hab’ zu langsam genäht! Aber Seegras hat mir ausgeholfen, dafür sei ihm mein Dank gewiss. Eine Ausweichmöglichkeit für Spielmüde wäre vielleicht eine Option gewesen, denn ~9h Spiel können ermüdend sein. Ob so eine Ausweichmöglichkeit OT oder IT ist… das ist ein Detail am Rand, da hab ich mir keine Gedanken dazu gemacht, das Gegenargument “es hat sich für das IT-Beschnuppern gelohnt” wirkt auf mich ebenso stichhaltig.

Fazit: Alles kann noch werden. Ein gelungener Auftakt für eine sicher fulminant werdende Mafia – Trilogie. Gekonnter Einsatz des Zusammenspiels von Location, Leuten und “Downplay”, “Zwischenspiel”, “Spiel zwischen Part One und Two”.

Meine Galerie hat eine ganze Menge (~170) weitere Bilder.

 

*Mehr zur Kamera am Ende der Woche.